Niemand wollte mit Joan Didion übers Wasser reden
Die journalistische Unsitte, jede G’schichte, die einem kleinen Gedanken folgt, gleich Essay zu nennen, würde sofort aufhören, schaut man in „Das weiße Album“: 1979 erstmals in den USA erschienen, von Antje Rávik Strubel (Deutscher Buchpreis 2021) neu übersetzt, mit dem berühmten ersten Satz: „Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben.“
Wie die Beatles
Joan Didions Texte über „ihr“ Kalifornien der späten 1960er-Jahre sind mosaikartig; und analytisch sowieso: Egal, ob sie über die Lackhose von Jim Morrison, über die Manson-Bande geschrieben hat oder über Wasserversorgung ... Didion (1934 – 2021) fand auf Partys kaum Gesprächspartner zum Thema: Wohin verschwindet das Wasser, wenn es aus dem Hahn gekommen ist? Wessen Wasser ist wo?
Dass das Buch heißt wie das „White Album“ der Beatles mit Rock ’n’ Roll, Folk, Reggae, Hardrock ..., das ist Absicht. Hängt wohl auch mit den vielen Interessen Didions zusammen. Nur Ängste hatte sie noch mehr.
Joan Didion:
„Das weiße Album“
Neu übersetzt von
Antje Rávik
Strubel.
Ullstein Verlag.
352 Seiten.
24,50 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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