Weltekel, alternde Männer, die Sinnlosigkeit des kapitalistischen Kulturbetriebs: Das sind, schlagwortartig zusammengefasst, die Themen dieses großartigen, mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten Gesellschaftsromans. Manche Kritiker hielten dem Autor damals schon vor, weniger ironisch und bissig als in früheren Werken zu sein.
Doch die Sache mit der Ironie ist vielleicht ohnehin ein Missverständnis. Wahrscheinlich hat der 67-jährige Franzose immer alles ernst gemeint. Auch in seinem 2022 erschienenen Roman „Vernichten“ schlug der gern als „Provokateur“ oder „Skandalautor“ bezeichnete Houellebecq Töne an, die manche für neu hielten. Neben eindeutig politischen Botschaften und dem sinnlosen Versuch, die Welt zu verstehen, war da auch Raum für zarte Zwischenmenschlichkeit. Und, am Ende, die Ankündigung „aufzuhören“.
Danach erschien noch ein trauriges, seltsames Büchlein namens „Einige Monate in meinem Leben“ über seine Erfahrungen als Pornodarsteller, nach dessen Lektüre man sich Sorgen um ihn machen könnte. Sollte das alles von Houellebecq gewesen sein? Wird es künftig nur mehr gezeichnete Neuauflagen seiner Romane geben? Schön anzuschauen ist diese grafische Annäherung jedenfalls. Vor allem die Begegnungen mit dem Autor sind gelungen. Wie er mit traurigen Hängebacken der Sinnlosigkeit des Seins entgegenblickt. Meist schwarz-weiß, dann wieder farbig, oft drastisch, manchmal komisch, insgesamt vielschichtig wie Houellebecq selbst sind diese Bilder. Auf der Strecke bleibt trotzdem vieles. Vor allem die Einsamkeit, die man im Roman spürt. Natürlich ist der Text gekürzt und der, der da steht, ist schwer leserlich. (Kennt man als Mensch über 45: Druckwerke werden oft von Jüngeren gestaltet, die mehr Wert auf Ästhetik als auf Lesbarkeit legen.)
Abgesehen von Petitessen wie diesen hat Paillard ein außergewöhnliches, eigenständiges Werk geschaffen. Das einlädt, Houellebecqs Roman noch einmal zu lesen.