Neues von Han Kang, der Literaturnobelpreisträgerin 2024: Tote Vögel leben länger

Neues von Han Kang, der Literaturnobelpreisträgerin 2024: Tote Vögel leben länger
"Unmöglicher Abschied" ist Geschichts- und Geisterstunde zugleich.

Während das Land dieser Tage dank eines verhaltensauffälligen Präsidenten wieder in politischen Turbulenzen ist, erscheint nun das neue Buch der frischgebackenen Literaturnobelpreisträgerin aus Südkorea, die sich in ihrer Arbeit seit Jahrzehnten mit der schwierigen Vergangenheit ihrer Heimat beschäftigt.

„Unmöglicher Abschied“ wird zeitgleich in mehreren Sprachen veröffentlicht, die Aufmerksamkeit ist ungleich größer als bei Han Kangs vorigem Buch. Es liest sich wie die Begründung der Nobelpreisjury, als diese ihre Entscheidung im vergangenen Oktober preisgab: „Intensive Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens aufzeigt.“

Zu verstehen, dass es bei Han Kang oft um Südkoreas identitätsprägende, blutige Vergangenheit geht, hilft auch diesmal weiter. Etwa, wenn gleich zu Beginn von einem Acker die Rede ist, auf dem Baumstümpfe wie Grabsteine stehen. Immer wieder träumt die migräne-gebeutelte Ich-Erzählerin Gyeongha diesen Traum von dem friedhofsgleichen Acker voller Baumstumpfgräber. Immer wieder, seit sie ein Buch über das Massaker von Jeju geschrieben hat, in dem koreanische Truppen 1948 mithilfe der amerikanischen Besatzer einen angeblich kommunistischen Aufstand niederschlugen.