Immer wieder wird Deborah Feldmann nach Israel eingeladen, um dort als „Beweis des wieder gedeihenden jüdischen Lebens in Deutschland“ aufzutreten – und immer wieder löst sie Enttäuschung aus: „Ich kann keine Anzeichen für das jüdische Leben anbieten: keine bestimmten Kleidungsmaßnahmen, keine Bräuche, keine geheimen Rituale.“
Deborah Feldman wurde 1986 in New York geboren, wuchs bei ihren Großeltern, Holocaust-Überlebenden aus Ungarn, in einer chassidischen, streng religiösen Gemeinde auf. Feldman studierte heimlich Literatur und brach aus der Gemeinde aus – ihre autobiografische Erzählung „Unorthodox“ wurde zum Bestseller und erfolgreich verfilmt. Feldmann hatte sich von ihrer jüdischen Identität weitgehend verabschiedet, schreibt sie – doch in ihrer neuen Heimat Deutschland fühlt sie sich erneut „zu meinem Judentum zurückgeschoben wie zu einer unerfüllten Pflicht.“ Was erwartet man von ihr?
Anekdotisch schildert Feldman Beobachtungen in Jerusalem, Berlin und den USA. Einmal geht es um die Orthodoxen in Israel, dann wieder um Unterschiede zwischen Flüchtenden vor dem Syrienkrieg und jenen vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine in Deutschland. (Und natürlich, der netteste Nachbar von allen ist ein Syrer, der gar nichts gegen Juden hat.) Ein bisschen fehlt da der rote Faden. Wo Feldman persönlich bleibt, ist diese Identitätssuche allerdings berührend.