Sie wollte Action
Wirklich überrascht hat es ja niemanden, dass die Christina jetzt Bücher schreibt. Sie war immer vielseitig. Ursprünglich hat sie Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert, später über Architektur geschrieben. Zum Sport kam sie, weil sie Action wollte, und die hat man im Sportressort zweifelsohne. Unter Zeitdruck schreiben kann nicht jeder. Sportjournalisten arbeiten punktgenau. Zwei Minuten nach Abpfiff wird gedruckt und da muss alles passen.
Von Handball über Formel 1 bis Skifahren hat Christina über wirklich alles berichtet. Sie war bei Olympia in Sotschi, bei der Ski-WM in Schladming, hat hinreißende Kolumnen geschrieben und da hat man es schon gemerkt: Die Frau hat Größeres vor.
Irgendwann hat sie beschlossen, dass es das jetzt war mit dem Sport. Familiengründung war angesagt– schwierig zu vereinbaren mit dem Vagabundenleben einer Sportreporterin. Heute lebt Christina mit ihrem Mann und den beiden Kindern in der Nähe von München. Auch schon seit bald zehn Jahren und ganz ehrlich – man hört es ein bisserl. Die gebürtige Grazerin, die ihr halbes Leben in Wien verbracht hat, klingt ein Haucherl so, wie wenn in einer Monaco-Franze-Folge so etwas wie Hochdeutsch geredet wird. „Das lasst sich nicht vermeiden. Ich gehör’ dialektmäßig nirgendwo hin.“ Graz, Südsteiermark, Wien, München – und dann noch ein Kärntner Ehemann. Sprachlich alles sehr, sagen wir, heterogen. In Bayern folgte zwangsläufig eine gewisse sprachliche Anpassung. „Es gibt halt so Dinge, da kommst nicht aus. Einmal hab ich beim Metzger Faschiertes bestellt, da haben’s recht gelacht. Aber das Wort Tüte kommt mir heute noch nicht über die Lippen.“
Christinas Krimi „Kein Land in Sicht“ hat aber, so viel vorweg, ganz und gar nichts Bayrisches. Er spielt auf einem Kreuzfahrtschiff auf hoher See – wo eine Frau ohne jede Erinnerung, aber mit der Gewissheit, dass sich etwas Schreckliches ereignet hat, erwacht. Nicht direkt aus dem Leben gegriffen, hat aber trotzdem irgendwie mit Christina zu tun. Sie hasst nämlich Kreuzfahrtschiffe. „Never ever“ würde sie eine Kreuzfahrt machen.
Nach diesem Krimi schon gar nicht.
Woher die Krimi-Idee kam? Begonnen hat alles mit einem Drehbuchseminar. „Ich wollte von Grund auf lernen, wie man Spannungsbögen aufbaut und Figuren entwickelt. Im Zuge des Seminars mussten wir eine Übung machen, bei der ich die Idee für den späteren Krimi gefunden habe. Ein geschlossener Raum mit tausenden Menschen, die aufeinander hocken und einandere nicht auskommen. Diese gruselige Idee hat mich fasziniert und mir sind so viele Details dazu eingefallen, dass ich das weiterentwickeln wollte.“
Das Schreiben war dann für die Mutter einer Dreijährigen und einer Fünfjährigen eher Nachtarbeit. „Tagsüber, kaum hast du einen Gedanken gefasst, schreit schon wieder irgendwer.“
Dass ihr Roman gleich bei einem renommierten Verlag wie Hoffmann und Campe herauskommt, ist eine mittlere Sensation. Aber mit Sensationen und Rekorden kann Christina ja aus ihrem Leben als Sportreportern ganz gut umgehen.