Can Xues "Schattenvolk": Sag niemals Maus zu ihr!

Can Xues "Schattenvolk": Sag niemals Maus zu ihr!
Can Xue gilt seit Langem als Favoritin für den Nobelpreis. Doch egal, ob mit oder ohne Stockholmer Ehrung – ihre Erzählungen im Band "Schattenvolk" sind fantastisch.

In dem Moment, als sie sich bewegte, drückte der Mann ihr die Hand auf den Rücken. Ihr blieb nichts anderes übrig, als reglos auf dem Bauch zu liegen und in ihrem Kopf blitzten die Worte auf: „Der Mensch aber erkenne sich selbst.“

Doch sie war kein Mensch.

Sie war – ja was nur?

Die Menschen nannten sie Maus. Sie lebte in den Slums am Rande einer Chemiefabrik. Nachts suchte sie Unterschlupf bei Familien mit Herd, tagsüber schnüffelte sie in deren privaten Dingen herum. Manche Menschen teilten ihr Essen mit ihr, andere versuchten, sie zu vergiften.

Man braucht eine Weile, um zu begreifen, wer oder was denn dieses Wesen in „Geschichten aus dem Slum“ nun ist. Eine fellige Icherzählerin, die von ganz unten berichtet. Die vor Hunden und manchen Menschen auf der Hut ist. Letzteren hört sie bei ihren Schwafeleien zu, um selbst hohle Sätze zu reproduzieren: „Der Mensch aber erkenne sich selbst.“

Kommentare