Hugh Grant, der Grapscher
Gerade die Fokussierung auf das Glück, das nur ein Mann ins Leben einer Frau bringen kann, stößt jüngeren Seherinnen heutzutage auf. „Bridget Jones“ (kam 2001 in die Kinos) wird von solchen Kritikerinnen mit dem Prädikat „nicht gut gealtert“ versehen. Der Film gilt als antifeministisch und verantwortlich dafür, ein überkommenes Frauenbild zu transportieren.
Immerhin sei Jones eine Frau, die es lächelnd hinnehme, dass sie im familiären Umfeld begrapscht und auch im Büro sexuell belästigt wird. Man solle sich nur vorstellen, es sei nicht der fesche Hugh Grant, der ihren Busen anerkennend beurteilt, sondern ein „zutiefst unattraktiver Mann“, dann wäre der Übergriff glasklar zu erkennen, heißt es. Schon, wenn man denn unbedingt ignorieren will, dass Bridget Jones nun einmal in ihren Chef verliebt ist und tatsächlich nichts dagegen hat, von ihm körperlich attraktiv gefunden zu werden.
In dem Zusammenhang ist aber zum Beispiel nicht unerheblich, dass „Bridget Jones“ von Harvey Weinsteins Produktionsfirma „Miramax“ hergestellt wurde. Weinstein steht bekanntlich sinnbildlich für ein System der Normalität von sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz. Es ist daher auch wieder verständlich, wenn gerade so ein Film nach MeToo auf seinen Umgang mit der weiblichen Titelperson abgeklopft wird. Der Transfer vom satirischen Buch (erschien 1996) zur romantischen Hollywoodkomödie hat wohl vor diesem Hintergrund eher schon zu einer gewissen Schlagseite geführt.
Bridget Jones ist gar nicht dick
Zumal Helen Fielding, die Autorin der zugrunde liegenden Romane, sich dagegen wehrt, antifeministische Bücher geschrieben zu haben: „Ich finde, es ist schon besorgniserregend, dass Menschen denken, ein Buch, in dem eine Frau über ihre Schwächen lacht, könne nicht feministisch sein. Es ist ein Zeichen von Stärke, wenn man über sich selbst lachen kann, keins der Schwäche.“
Im Guardian hat eine Autorin den Film, den sie mit 12 Jahren geliebt hat, verteidigt: Er habe sie auf die „Farce der Erwartungen an Frauen“ aufmerksam gemacht und so sei sie und ihre Generation wachsam geworden. Legendär lustig sei es obendrein gewesen.
Humorvoll ist auch Bridgets Obsession mit ihrem Gewicht gemeint. Einer ihrer Neujahrsvorsätze, um endlich einen Mann zu finden, ist – neben der Abstinenz von Zigaretten, Alkohol und sich um Kopf und Kragen Reden – der Verlust mehrerer Kilos. Erst der Film hat diese Absicht in Richtung einer Essstörung geschoben. Denn Renee Zellweger musste für die Rolle medienwirksam sehr viel zunehmen, um dann immer noch wie jemand auszusehen, der definitiv nicht abnehmen müsste. Tatsächlich würde man vieles heute nicht mehr machen, Stichwort Rauchen. Vielleicht wird Bridget Jones im vierten Teil auch eine moderne, selbstbewusste Frau ohne Fehler, man wird sehen. Immerhin wird es ein Film mit einer Über-50-jährigen Frau in der Hauptrolle sein. So etwas ist ja nach wie vor nicht gerade häufig in Hollywood.
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