Der Weihnachtsfilm, den man trotzdem liebt
Wenn Hugh Grant wieder als britischer Premier zu "Jump" von den Pointer Sisters hüftenschwingend über die Treppe von Downing Street 10 tanzt, dann weiß man: Jetzt kommt bald das Christkind. Und zwar zum Beispiel in Form eines grantigen Rockstars (Bill Nighy), der mit einer extraschiefen Coverversion von "Christmas is all around you" seine Karriere beleben soll. Oder in Form von Rowan Atkinson, der als in Zeitlupe einpackender Juwelen-Fachverkäufer fast den betrügerischen Ehemann (Alan Rickman) aufblattelt. Oder in Form eines Oktopus, der Teil des womöglich exzentrischsten Krippenspiels der Filmgeschichte ist.
All das sind legendäre Momente aus einem der beliebtesten Weihnachtsfilme, "Tatsächlich … Liebe".
In zwölf Handlungssträngen zeigt der britische Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis in diesem top besetzten Film die verschiedensten Ausformungen von Liebe: die märchenhafte Liebe zwischen Premierminister und seiner Mitarbeiterin, die stürmische unbedingte Liebe im Teenageralter, die von Pflichtgefühl überschattete Geschwisterliebe, die Trotzdem-Liebe einer betrogenen Ehefrau.
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20 Jahre ist "Tatsächlich ... Liebe" heuer alt, und nicht erst seit diesem Jahr regen sich kritische Geister, die meinen, dass Curtis’ Opus nicht so gut gealtert ist.
Mark (Andrew Lincoln) liebt die Frau seines besten Freundes, Juliet (Keira Knightley). Heute wird er nicht selten ein Stalker genannt.
Nicht mehr lustig?
Der Regisseur selbst findet die Witze über die Molligkeit des Schwarms des Premiers "heute einfach nicht mehr lustig". Viel Schelte muss auch die wahrscheinlich berühmteste Szene einstecken, in der der unglücklich verliebte Mark (Andrew Lincoln) der Frau seines besten Freundes, Juliet (Keira Knightley), in aller Heimlichkeit auf Schildern seine Liebe gesteht. Ist doch Mark, der die ganze Hochzeit lang nur Juliet gefilmt hat, wenn man es genau nimmt, ein Stalker.
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Billy Nighy schaffte mit seiner Rolle als Rocker Billy Mack den Durchbruch in den USA.
Dass es sich bei so vielen Handlungssträngen doch nur um heterosexuelle Liebe dreht und die weibliche Perspektive ziemlich zu kurz kommt, sind weitere Kritikpunkte. Oft freilich wirken die Rügen der Nachgeborenen auch so, als würden sie überzogene Satire und Neckereien unter Nationen nicht mehr verstehen (wollen), wie in den Episoden, in denen ein Sex-suchender Brite in den USA noch mehr willige Frauen findet, als er sich erhofft hat.
Bis jetzt hat das aber nichts daran geändert, dass dieser Film, der gleichermaßen zum Lachen und zum Weinen bringt, für viele zur weihnachtlichen Entspannungsroutine gehört.
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