Belvedere 21: Rosarote Wände für Rebecca Warrens "fremde Wesen"

Belvedere 21: Rosarote Wände für Rebecca Warrens "fremde Wesen"
Sie zählt zu den spannendsten Vertreterinnen der Gegenwartskunst: Nun zeigt die britische Bildhauerin Rebecca Warren ihre Arbeiten erstmals in Wien.

Nach dem Betreten der Ausstellung stellt sich einem gleich mal eine Wand entgegen. Absichtlich, wie Kurator Axel Köhne dem KURIER verrät. Denn Wände sind für die Künstlerin Rebecca Warren nicht bloß Wände, auf denen sie etwas aufhängt, sondern sie haben für die Britin eine „eigene skulpturale Funktion und Qualität“, wie Köhne betont.

Mit insgesamt fünf extra angefertigten Wänden (gestrichen in unterschiedlichen Rosatönen) hat die Bildhauerin auf die 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche und die „gläserne Architektur“ von Karl Schwanzer reagiert. Mit der speziellen Anordnung der Mauern lenkt die Künstlerin gezielt den Blick in die Mitte des Raumes, wo sie ihre neun Bronzeskulpturen auf Sockeln voll zur Geltung bringt. Die Mauern dienen als Filmkulisse, als Bühnenbild für ihre „fremde Wesen“, wie die Rebecca Warren ihre Arbeiten gerne nennt.

„The Now Voyager“ ist die erste Personale der britischen Bildhauerin in Österreich. Die Ausstellung im Belvedere 21 habe einen retrospektiven Charakter, wie Köhne sagt. Gezeigt werden aber keine alten Werke der 1965 in London geborenen Künstlerin, im Gegenteil: Die meisten Arbeiten wurden sogar erst heuer fertiggestellt. Retrospektiv deshalb, weil die Warren dabei auf ihre eigenen unterschiedlichen Werkphasen Bezug nimmt. Sie hat sich für die Ausstellung in Wien also mit ihrem bisherigen Schaffen auseinandergesetzt.

Belvedere 21: Rosarote Wände für Rebecca Warrens "fremde Wesen"

Humorvoller Blick

Warren ist dafür bekannt, weibliche Körperteile oft ins Albtraumhafte oder Komische zu übersteigern. Die Skulptur „Transformer“ stellt etwa ein riesiges, in die Luft ragendes, Comic-haftes, grotesk geformtes Bein dar, an dessen Ende ein rosa-lackierter Zeh aus einem Schuh ragt.

Die massiven Skulpturen aus Bronze wirken dabei immer beweglich, fast filigran und mit zahlreichen Referenzen und Zitaten aus der Kunstwelt versehen. Warren baut diese auch gerne in ihren Arbeiten ein, verdreht und transformiert diese gekonnt, um so ihre eigene Geschichte erzählen zu können. Die Palette ihrer – wie sie sagt – Faszinosa reicht von der Hoch- bis zur Popkultur und vom Absurden bis zum Komischen. Dazu gehören die Künstler Umberto Boccioni, Alberto Giacometti, Pablo Picasso, Auguste Rodin, der Zeichner R. Crumb, aber auch Einflüsse aus dem Hause Walt Disney. Wer genau hinsieht, kann bei den beiden gegenübergestellten Werken „Influencer“ und „Influencer One“ die Ohren von Micky Maus entdecken.

INFO: „The Now Voyager“ von Rebecca Warren – noch bis 16. Oktober im Belvedere 21, Wien, Arsenalstraße 1, Di–So 11–18 Uhr, Do bis 21 Uhr. 

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