Tanz in der Rhabarberbar
So einem Zungenbrecher-Rap, so originell er sein mag, traut man viel zu. Aber keine Weltkarriere. Doch genau das ist jetzt passiert. Denn Barbaras Rhabarberbar ist auf TikTok und Instagram viral gegangen. Seit einiger Zeit werden Videos aller Art damit vertont, vor allem aber Clips, in denen Menschen eine bestimmte Choreografie dazu tanzen. Die ist auch der Grund für die erstaunliche Webpräsenz von Barbara. Zwei australische Performer, Stephanie und Christina, haben sie Ende März erstmals in einer öffentlichen Toilette aufgeführt und sich dabei gefilmt.
Dann sind die US-Influencer Austin and Marideth Telenko (@cost_n_mayor) darauf aufgesprungen. Und die Sensation um das Knöterichgewächs war perfekt. Während der Song auf Bodo Wartkes eigenem Account eine Million Likes hatte, waren die Gefällt-Mir-Angaben bei den internationalen Kreatoren schon in lichte Vielfach-Millionenhöhe geschossen.
Zungenbrechen statt Essen
Die Zungenbrechersongs entstanden übrigens schon im Hinblick auf ihre Wirkung auf den Sozialen Netzwerken, wie Bodo Wartke der „Frankfurter Allgemeinen“ erzählt hat: „Ich wollte auf Social Media etwas machen, was mir selber Spaß macht. Ich finde es so uninspiriert, mich überall da, wo ich gerade bin, zu filmen und zu sagen: ‚Hallo, ich bin grad hier, und guck mal, das ist mein Essen.‘ Ich suchte nach etwas, das in der Kürze funktioniert. So bin ich auf die Idee mit den Zungenbrechern gekommen.“ Deswegen ist „Barbaras Rhabarberbar“ auch nur eineinhalb Minuten lang. Aber mit einem derartigen Erfolg hat Wartke natürlich nicht gerechnet. Auch wenn der Vorgänger „Der dicke Dachdecker“ vor einigen Wochen schon sehr gut gelaufen ist.
Angst vor Deutsch
Der Triumphzug ist deswegen so interessant, weil die meisten Menschen ja gar nicht verstehen, was da gerappt wird. Wartke erzählt, es schrüben ihm nun Follower, die kein Wort Deutsch sprechen, folgendes: ‚Ich hätte gar nicht gedacht, dass Deutsch so toll klingen kann“.
Die deutsche Sprache ist auf Instagram schon auch immer wieder Thema in entsprechenden Memes. Allerdings wird sie meist als unelegant, kompliziert oder gar furchteinflößend dargestellt. So wird einem lieblich-gesäuselten französischen „Papillon“ ein kantig ausgespuckter „Schmetterling“ gegenübergestellt. Menschen verzweifeln über der schieren Menge an bestimmten Artikeln (und wissen nicht, dass es noch unbestimmte auch gibt). Ein Klassiker ist natürlich auch der Spruch: „Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen.“
Gut, da ist jetzt „Barbaras Rhabarberbar“ kein tauglicher Gegenbeweis. Aber für Germanspeaker ist es eine schöne Genugtuung, wenn sich die halbe Welt die Zunge bricht. Bodo Wartke hat übrigens schon eine Fortsetzung der Kuchensaga angekündigt. Und live kann man nächstes Jahr im Wiener Globe mitrhabarbern: Im März kommt Wartke mit seinem Klavierkabarett und mit seiner "König Ödipus"-Variation.
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