Bodo Wartke: Schwarzhumorig

Bodo Wartke: Schwarzhumorig
Nr. 95. "Achillesverse" mit Bodo Wartke: Die Lieder des Romantikers in seinem zweiten Solo kreisen um das Phänomen Liebe.

Klavier spielen müsste man können. Mal auf weißen Tasten, mal mit tiefschwarzem Humor, mal einfühlsam und tiefsinnig, mal auf finnisch. Und Lieder über die Liebe singen. Wie Bodo Wartke. Die meisten Liebesthemen, über die der Klavierkabarettist singt, hat er schon erlebt: "Leider."

So geht es in "Achillesverse", dem Nachfolge-Solo von "Ich denke, also sing' ich" (1998), um "wunde Punkte, die uns manchmal sehr wehtun. Aber mach' ein Lied daraus, und es ist gleich nicht mehr so schlimm."

Miniaturdramen

Bodo Wartke: Schwarzhumorig

Zum Beispiel über die Dame deines Herzens. Alles ist perfekt. Bis auf einen kleinen Schönheitsfehler: Sie hat einen festen Freund. Und du fragst dich: "Was hat er, was ich nicht habe?" Dann verlässt er sie. Sie geht ins Kloster und widmet Gott ihre ganze Liebe.

Und wieder stellt sich die Frage: "Was hat er, was ich nicht habe?"

Solche und andere Skurrilitäten, intelligent durchdachte Geschichten und treffgenaue Pointen oft schwarzen Humors sind bei Bodo Wartke Programm. So lässt uns der Pianist, Chansonnier und Conférencier mit dem Vampir leiden, der all seine Liebhaberinnen ob seiner Blutsucht beißen muss und deshalb seit Jahrhunderten keinen Sex mehr hatte. Oder erzählt von des Sängers Liebe zur Tochter eines experimentierfreudigen Schönheitschirurgen.

Mord und Totschlag

Im Lied "Ja, Schatz!" schmiedet ein frustrierter Ehemann Pläne, seine lästige Frau mit einer Axt umzubringen und traut sich am Ende dann doch nicht.

Was als "Klavierkabarett in Reimkultur" scheinbar harmlos daherkommt, kehrt der Unterhalter mit dem Netter-junger-Mann-Image gern ins Makabre und nutzt die Überraschung als Stilmittel mit diebischer Freude aus.

Sei es Prosa, Gedicht oder Lied, der Wahlberliner gibt mit Musikalität, Witz und hintergründiger Beobachtungsgabe oft selbst Erlebtes wieder: "Eigene Erfahrungen, natürlich überspitzt, manchmal auch eins zu eins. Es ist aberwitzig, was einem im Alltag widerfahren kann. Man muss nur wach sein dafür und das Witzige daran erkennen."

Im Lied "Bürgschaft" nach Schiller verarbeitet er Zitate des Klassikers, erzählt von einem Mann, der nackt im Bett einer fremden Frau aufwacht und sich vor ihrem eifersüchtigen Freund retten muss. Am Ende dann die lebenserhaltende Moral: "Stehst du mit blankem Pillermann vor einem kranken Killer, dann spiel nicht den Gorilla, zitiere lieber Schiller ..."

Und was ist das Schöne am Liebeslieder-Schreiben? "Dass, wenn die Liebe geht", so Wartke, "die Lieder bleiben."

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