KURIER: Sind Sie tatsächlich in einer Wohnung in Schuhschachtelgröße aufgewachsen, wie das in der Serie ist?
Awkwafina: Ja, mit meinen Großeltern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Queens. Ich habe mir kurz vor der Pandemie mein erstes Haus in Los Angeles gekauft. Mein Vater und meine Großmutter finden es sehr interessant, dass ich jetzt einen Garten habe.
Sie sind ohne Mutter aufgewachsen?
Meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war, daher war meine Großmutter meine weibliche Bezugsperson, die mich aufgezogen hat. Irgendwie waren wir auch immer beste Freunde. Unsere Beziehung war sehr untypisch für Großmutter/Enkelin. Sie war nicht nur meine Mutter, sie war und ist meine Therapeutin. Sie versteht mich wie kein anderer Mensch. Natürlich habe ich die Figur der Großmutter in der Serie ein wenig überhöht geschrieben, es soll ja eine Komödie sein. Mir war diese Dynamik zwischen den Generationen an Frauen sehr wichtig. Sie wird oft unterschätzt. Ich lerne jetzt auch sehr viel von Lori Tan Chin, die sie spielt.
Ihr Geburtsort Queens, eine der Suburbs von New York, spielt eine eigene Rolle in der Serie. Wie würden Sie Queens einem Reisenden erklären?
Queens ist richtig multikulti. Wenn die Leute New York sagen, dann meinen sie damit Manhattan und neuerdings vielleicht noch Brooklyn. Die zwei Teile sind hip. Queens ist alles andere als hip, aber es ist echt. In Queens gibt es keine Hipster, da gibt es nicht den einen Trend, sondern da gibt es eine Vielfalt, die immer schon existiert hat. Eine Vielfalt an Sprachen, an Kulturen, an Essen und manchmal findest du alles zusammen an einem Ort. Du kannst in Queens eine Pizza im selben Laden kaufen wie einen Döner und indisches Curry. In Wirklichkeit ist es ein Mischmasch und eine Art Chaos, die mich als Person extrem beeinflusst hat. Und das wollte ich in der Serie auch zeigen.
Wodurch unterscheidet sich die asiatische New Yorker Kultur von der jüdischen oder italienischen New Yorker Kultur, die wir aus sehr vielen Filmen und TV-Serien kennen?
Die asiatische Erfahrung zu zeigen war beides: die erste und die letzte Priorität. Ich habe eine lange Phase meiner Karriere mit nichts anderem verbracht, als dafür zu sorgen, dass meine Ethnie korrekt repräsentiert wird. Wir Asiaten sind vor allem in den USA im Unterhaltungsgeschäft unterrepräsentiert. Wir sind auch der kleinste gemeinsame Nenner. Ich denke, ich habe bewiesen, dass man gute Inhalte produzieren kann, ohne diesen Aspekt außer acht zu lassen. Und ich habe als Co-Produzentin die Möglichkeit, auch anderen asiatischen Darstellern eine Chance zu geben – und Leuten hinter der Kamera.
Wann haben Sie Ihren Künstlernamen erfunden?
Als ich 16 war. Auch die Buchstabierung stammt von mir. Die Bedeutung ist eine Mischung aus „awkward“ (ungeschickt, Anm.) und „fine“ (gut, okay). Ich fühle mich oft unbehaglich und linkisch, weiß aber auch, dass das völlig in Ordnung ist. Ich habe den Namen kreiert, weil ich Nora Lum verstecken wollte. Das ist heute nicht mehr so, aber jetzt kennt mich jeder als Awkwafina und das ist okay so.
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