Avicii: Was man zum Tod des DJs und Musikers wissen muss

Avicii: Was man zum Tod des DJs und Musikers wissen muss
Rätsel nach Tod des schwedischen Star-DJs. In der Doku "True Stories" hat er seinen Tod vorhergesehen.

Hat Avicii seinen Tod vorhergesehen?

Der schwedische DJ hat am Höhepunkt seines Erfolges die Notbremse gezogen: 2016 verkündete er, dass er nicht mehr live auftreten würde. Er büßte für seinen rasanten Erfolg mit seiner Gesundheit: Ihm musste die Gallenblase entfernt werden, er hatte eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse. In der wenige Wochen vor seinem Tod erschienenen Doku "True Stories" sagt er: Bei so einer Karriere wie seiner spielt man anfangs "mit dem Tod". (bürgerlich Tim Bergling) gab in wenigen Jahren hunderte Konzerte, weit mehr, als ein vergleichbar großer Rockact das gewöhnlicherweise tut, er war ständig auf Tour zwischen Ibiza und Las Vegas. Dazu hat er im Studio mit Madonna, Coldplay, David Guetta und vielen anderen Millionenhits produziert. Zuletzt soll er bis zu 16 Stunden am Tag gearbeitet haben. "Ich war acht Jahre ständig unterwegs", sagte er. Und er habe rund um die Konzerte zu viel negative Energie aufgenommen. Aus der dunklen Seite seiner Persönlichkeit und den Problemen, die das Tourleben mit sich brachten, hat er kein Geheimnis gemacht.

Das waren doch sicher die Drogen!

Nein, jedenfalls nicht ursächlich. Avicii selbst hat gesagt, dass er exzessiv Alkohol getrunken hat. Der war, in Kombination mit dem Stress seiner rasanten Karriere und den zahllosen Auftritten, wohl auch für seine gesundheitlichen Probleme verantwortlich. Mit Alkohol, sagte Avicii, versuchte er seine Schüchternheit zu überdecken. Anders hätte er auch seine 550 Auftritte nicht überstanden, die er zwischen 2008 bis 2012 absolvierte. "Anfangs habe ich mich nicht getraut, Alkohol zu trinken", sagte er in "True Stories". Dann aber habe er gemerkt, dass er mit ein paar Drinks "lockerer" werde. Nach den Gallenblasen-Operationen begann er dann, Schmerzmittel zu nehmen - und war "wie permanent zugedröhnt".

2016 zog Avicii die Reißleine, sagte alle weiteren Auftritte als DJ ab. Er merkte selbst, dass er so nicht mehr weitermachen konnte. "Mein Leben ist mir wichtiger als die Musik", sagt er in der Doku, die aktuell auf Netflix zu sehen ist.

Was macht ein DJ eigentlich?

DJs werden mittlerweile zu Weltstars gemacht - und trotzdem haben sie bei Otto Normalverbraucher einen schlechten Ruf. Denn es ist nicht allen ganz klar, was ein DJ eigentlich anderes macht als auf "Start" und "Stop" zu drücken. Für den Hochkulturfreund ist er vielleicht mit dem Dirigenten vergleichbar - er ist Dirigent der Publikumsstimmung und steuert mit seiner Songauswahl die Gesamtperformance, die bei DJ-Sets aus Musik, Lichtshow und Publikumsreaktion besteht. Avicii war, wie etwa auch David Guetta, mehr - nämlich Produzent und Komponist, der mit zahlreichen anderen Musikern gearbeitet hat. David Guetta über Avicii:  "Danke für deine schönen Melodien, die Zeit, die wir im Studio verbracht, gemeinsam als DJs gespielt oder einfach nur das Leben als Freunde genossen haben." Der britische DJ Calvin Harris bezeichnete ihn als "wunderbare Seele, leidenschaftlich und extrem talentiert".

Was war nochmal gleich EDM?

EDM steht für Electronic Dance Music und war spätestens in der ersten Hälfte des Jahrzehnts die vorherrschende Musikrichtung. Damit ist gemeint: Jene Musik, die in Europa die meisten Menschen hörten und die die amerikanischen Popkünstler von Madonna bis Lady Gaga vehement beeinflusst hat. Bei dieser Stilrichtung trifft sich die Großraumdisco mit der Hitparade: Kurze, eingängige Melodien tauschen einander ab mit tanzbaren Rhythmen. Das ist - obwohl von den Kritikern und vielen Musikfreunden verachtet - aber keineswegs simpel gestrickt: Gerade bei Avicii gab es zahllose Einflüsse, von früherer elektronischer Musik bis hin zu Bluegrass. EDM steht auch für eine Marktverschiebung, die fälschlicherweise unter der medialen Wahrnehmung blieb: Elektronische Musik im Allgemeinen hat längst Pop und Rock als bestimmende Strömung abgelöst, ähnlich wie in den USA der Hip-Hop. Und, wie man gerade bei Avicii sieht: Das superhedonistische Spaßgesellschafts-Image ist nur die halbe Story. EDM ist ein Millionenbusiness, und wie in allen Musikbereichen haben es viele der DJs schwer, mit dem tiefen Fall in den Alltag nach dem Bühnenhoch umzugehen.

Jung, berühmt, tot

Es ist ein bizarres und auch bekanntes Phänomen: Überdurchschnittlich viele Künstler sterben in jungen Jahren. Es gibt sogar einen Club der toten Musiker, den berühmten Klub 27. Mitglieder sind Stars wie Jimi Hendrix, Amy Winehouse, Janis Joplin oder Kurt Cobain sowie etliche Musiker aus der zweiten Reihe. Bei den Todesgründen dominieren auffällig Drogen, Selbstmord und Unfälle, bei denen Drogen im Spiel waren.

Eine ernsthafte Erklärung hat dafür bisher niemand gesucht, wohl auch, weil der frühe Tod des Musikers gut zum Mythos des Rock 'n' Roll passt: „It's better to burn out than to fade away", sang der Rocksänger Neil Young, der seine Drogenkarriere aber gut überlebt hat. Avicii hat den Klub 27 nur kurz verpasst. Der Schwede feierte am 8. September 2017 seinen 28. Geburtstag.

Mythos und Spekulationen

Die Polizei schließt einen kriminellen Hintergrund als Todesursache aus. Zwei Autopsien seien vorgenommen worden. Der Polizei lägen "alle Informationen und Details über den Tod vor", hieß es weiter. Auf Wunsch der Familie werde die Polizei aber keine öffentliche Stellungnahme abgeben. Weitere Informationen zur Todesursache soll es nicht geben. Das lässt der Öffentlichkeit viel Raum für Diskussion und Spekulation. So entstehen Mythen rund um den Tod, angefeuert von unterschiedlichen wie bizarren Verschwörungstheorien, die scheinbar ewig überleben - siehe dazu Kurt Cobain und Jim Morrison von The Doors.

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