Auch die Sprache erinnert an Horváth: Wir sehen und hören lauter gescheiterte Existenzen, die keine Worte haben, um auszudrücken, was an ihnen zerrt und zehrt. Wenn sie sprechen, verwenden sie Fertigteilsprache, Sprach-Imitat, jeder Satz droht hier, in die Katastrophe zu kippen.
Fast vergessen
Die Autorin und Dramaturgin Anna Gmeyner ist heute fast vergessen. Sie kam 1920 in Wien zur Welt, wurde Schriftstellerin, musste vor den Nazi-Verbrechern fliehen und galt als eine der erfolgreichsten Exil-Autorinnen. „Automatenbüffet“ kam 1932 heraus und bescherte Gmeyner den großen Durchbruch als Dramatikerin.
„Automatenbüffet“ ist gleichzeitig mitfühlende Sozialstudie wie sehr komische Satire. Gmeyner schafft es, das skurrile Personal einer Gemeinde im Nirgendwo zu karikieren, ohne es deshalb der Lächerlichkeit preiszugeben oder ihm die Tragik zu rauben. „Automatenbüffet“ ist gleichzeitig sehr komisch und tief traurig.
Im Mittelpunkt stehen ein Adam und eine Eva. Der Wirtinnen-Gatte Adam hat große Pläne – er möchte im Dorf Fischzucht im großen Stil aufziehen. Die von ihm aus dem Teich gerettete Eva soll ihm dabei helfen. Im „Automatenbüffet“, dem automatisierten Wirtshaus des Dorfes, gerät das Leben allmählich aus der Bahn.
Algen
Barbara Frey inszeniert die Geschichte als skurriles Märchen einer aus der Zeit gefallenen Gesellschaft. Niemand bewegt sich hier noch wie ein normaler Mensch, alle biegen und krümmen sich wie Algen.
Der geniale Bühnenbildner Martin Zehetgruber fand eine meisterhafte Lösung: Die Bühne ist in eine obere und eine untere Hälfte geteilt. Die obere Bühne ist das Ufer des Teiches, in dem Eva sich ertränken will. Das „Automatenbüffet“ des Dorfes befindet sich darunter – die Handlung spielt also sozusagen unter Wasser, die Personen sind im Grunde genommen alle schon ertrunken. Das Bier in den Gläsern ist daher logischerweise nur noch Attrappe.
Resignatives Paar
Gespielt wird einmal mehr großartig: Michael Maertens ist als trauriger, an seinen Träumen scheiternder Adam hinreißend. Katharina Lorenz begeistert als unschuldig-verführerische Eva. Dass die beiden am Ende resignierend beschließen, fortan ein Paar sein zu wollen, ist nur logisch.
Maria Happel ist als in Lebenstrauer versteinerte Wirtin mit erotischen Resthoffnungen berührend, Christoph Luser gefällt als Dorftrottel Pankraz, der alle anderen manipuliert.
Am Ende gibt es herzlichen Applaus für eine Premiere, die auf längere Zeit die letzte gewesen sein könnte.
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