"Mein Kampf“ im Burgtheater: Die Befreiung aus der Opferrolle

Nimmt Anleihen bei Oliver Hardy: Marcel Heuperman als junger Hitler - noch ohne den von Schlomo Herzl gestutzten Bart
Itay Tiran deutet George Taboris Farce mit drastischen Bildern, aber zwingend neu: die Konfrontation mit Hitler als Herzls Gedankenspiel

Genau ein Dritteljahrhundert ist es her: Im Mai 1987 brachte George Tabori im Akademietheater sein tief trauriges, heiteres, absurdes und zudem komplexes Stück „Mein Kampf“ zur Uraufführung.

Die Farce, streng genommen eine Dramatisierung, spielt an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im Jahr 1910 in Frau Merschmeyers Männerheim unter deren Metzgerei in der Blutgasse von Wien. Dort haust auch der vazierende Buchhändler Schlomo Herzl, der die Bibel und das Kamasutra feilbietet (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Dann bricht ein Bauerntölpel herein – „wie ein Elefant ins Unterholz“.

Er stellt sich als Adolf Hitler aus Braunau am Inn vor und will sich mit einer Mappe voll Aquarellen, samt und sonders im Zwielicht gemalt, an der Akademie der bildenden Künste bewerben. Schlomo Herzl, der Herzensgute, bemuttert das zornige Riesenbaby mit der sonderbar gespreizten Ausdrucksweise.

In der kurzweiligen Inszenierung des Israeli Itay Tiran, die am Freitag im Burgtheater Premiere hatte, verhält es sich ein klein wenig anders. Alle Hinweise auf das Asyl wurden gestrichen, es tauchen auch keine Penner auf.

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