Ariana Grande: Durchgetaktet in der Wiener Stadthalle
Mit Katzenohren und Gefrierbeuteln - so besuchten viele Fans das Konzert von Ariana Grande in der Wiener Stadthalle. Dort machte die US-Sängerin am Dienstag im Rahmen ihrer "Sweetener"-Tour Stopp. Es war ihr erster Auftritt in Österreich - und das gleich vor ausverkaufter Halle.
Die eigenwillige Outfitkombination der Konzertbesucher ist freilich nicht unbegründet. Simpel ist zunächst die Erklärung für die Katzenohren, sie sind eines der Markenzeichen von Ariana Grande.
Rekordjägerin
Die 26-Jährige ist aktuell einer der größten Popstars: Grande hat seit 2013 fünf Alben veröffentlicht. Für "Sweetener" wurde sie im Vorjahr mit einem Grammy ausgezeichnet, in den USA holte sie den Hitlisten-Rekord der Beatles ein und belegte die ersten drei Plätze der Single-Charts. Ihr Musikvideo "Thank u, next" wurde auf YouTube innerhalb der ersten 24 Stunden über 50 Millionen Mal geklickt. Und auf Instagram hat sie aktuell mehr als 163 Millionen Follower. Um nur einige Beispiele zu nennen.
Abhol-Service
Einen traurigen Grund haben hingegen die Gefrierbeutel: Bei ihrem Konzert in Manchester vor zwei Jahren kam es zu einem Terroranschlag, bei dem 23 Menschen starben. Deswegen galten am Dienstag erhöhte Sicherheitsbestimmungen: Nur durchsichtige Handtaschen, die eine gewisse Größe nicht überschritten, waren erlaubt. Sowie die kostengünstige Alternative: Gefrierbeutel. Die besonders kreative Fans mit Schnürsenkeln zur Umhängetasche umfunktioniert haben. Wer sich nicht an die Regelung hielt, musste draußen bleiben. Und so wurden die ein oder anderen Eltern angerufen, die noch schnell ein Täschchen abzuholen hatten.
Auftakt mit Abendmahl
All das tut der Stimmung am Dienstag aber keinen Abbruch: Die vorwiegend jungen Fans erwarten Grande freudig und vor allem lautstark, als sie um halb acht die Bühne betritt. Oder vielmehr aus ihr emporkommt: Aus einer Öffnung im Boden erscheinen die Sängerin und ihre Tänzer, auf einer langen Tafel sitzend, die an das letzte Abendmahl erinnert (auch wenn es nur zehn und nicht zwölf Tänzer sind).
Mit ihnen liefert Grande eine beeindruckende Show ab, so temporeich wie ihre Karriere, durchgetaktet bis ins letzte Detail. Da werden zu "No Tears Left To Cry" synchron Regenschirme aufgespannt, bei "Break Up With Your Girlfriend, I'm Bored" Stühle über die laufstegartige Bühne geschwungen.
Zu "7 Rings", eine Art Plädoyer für die Heilsamkeit von ausgiebigem Shopping, regnet es Geldscheine auf ein protzig anmutendes Auto. Bei "Breathin'" singt Grande kurz allein in mitten von nach ihr ringenden Fan-Händen.
Immer wieder tut sich irgendwo der Bühnenboden auf, Tänzer tauchen auf oder ab. Jeder Schritt wirkt durchgeplant, nichts scheint dem Zufall überlassen. Nur einmal fegt im Hintergrund ein Helferlein mit dem Wischmopp über die Bühne, verschwindet aber sofort wieder.
Bunte Planeten
Dazu werden die Bühne und die beiden Kugeln, die darüber schweben, immer wieder in unterschiedliche Farben getaucht, zeigen Monde und Planeten. Grande wird nicht extra belichtet und es fällt mitunter schwer, sie von den Tänzern zu unterscheiden. Im Gepäck hat sie vor allem Lieder aus ihren letzten beiden Alben "Sweetener" und "Thank u, next" - und natürlich ihre gewaltige, vier Oktaven umfassende Stimme.
Keine Langeweile
Pausen gibt es keine. In den kurzen Momenten, in denen Grande ihr Outfit wechselt (was sie an diesem Abend auch mehrmals tut), gibt es Einspielervideos fürs Publikum - damit nur ja keine Langeweile aufkommt. Auch in den knappen Röcken und Overknee-Stiefeln strahlt Grande immer noch etwas Verspieltes aus und erinnert ein wenig an die 90er-Jahre-Anime-Heldin Sailor Moon. Die kämpfte ja auch "für Liebe und Gerechtigkeit". Passend für Grande, die in der Vergangenheit immer wieder gekonnt auf sexistische Kommentare reagiert hat, die sich für die Rechte der LGBTQ-Community einsetzt, die "God Is A Woman" singt.
Absage
Natürlich ist es am Dienstag ein "special evening" und Grande wiederholt mehrmals "I love Vienna", wie es sich gehört. Persönlicher wird es an diesem Abend nicht. Verübeln kann man ihr das nicht. Aber man fragt sich natürlich, was eigentlich im Kopf der Sängerin vorgeht, die mit Panikattacken und Depressionen zu kämpfen hat und deshalb auch ihre "Meet & Greets" absagen musste.
Zum Finale gibt es "Thank u, next" vom neuesten Album. In dem Song bedankt sie sich bei ihren Ex-Freunden für die gemeinsame Zeit. Auf der Bühne werden Regenbogen-Fähnchen geschwungen, es regnet Konfetti, bevor Grande und ihre Tänzer ein letztes Mal im Bühnenboden verschwinden. Zeit zu verschnaufen. Man hofft, dass Grande das auch kann.
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