Filminstitut-Chef: "Angstregime ist nicht förderlich für Leistung"

Filminstitut-Chef: "Angstregime ist nicht förderlich für Leistung"
Roland Teichmann über den Code of Ethics, der aufgrund der Vorwürfe gegenüber Seidls „Sparta“ nachgeschärft wurde, und die aktuelle Situation der Branche.

Die vom Spiegel erhobenen Vorwürfe gegen Ulrich Seidl wogen schwer. Der Regisseur soll mitwirkende Buben bzw. deren Eltern nicht oder zu ungenau über die Thematik des Films „Sparta“ (Pädophilie) aufgeklärt haben. Die Förderrichtlinien aber seien eingehalten worden, stellte das Österreichische Filminstitut im Dezember nach der Prüfung der Unterlagen fest. Subventionen werden daher keine zurückverlangt. Der KURIER bohrte bei ÖFI-Geschäftsführer Roland Teichmann nach.

KURIER: Geht man also wieder zur Tagesordnung über?

Roland Teichmann: Nein. Die Vorwürfe haben auch bei mir einen Nachdenkprozess ausgelöst. Bisher herrschte die Auffassung: Wenn das künstlerische Ergebnis stimmt, ist alles wunderbar. Aber man muss den Entstehungsprozess stärker miteinbeziehen. Wenn es um sensible Themen geht, insbesondere wenn Kinder oder Jugendliche involviert sind, muss man doppelt so genau hinschauen. Daher haben wir kurz vor Weihnachten die Förderrichtlinien und den Code of Ethics adaptiert.

Er war doch schon vor einem Jahr beschlossen worden …

… im Zuge der Debatten über Produktionsbedingungen im Filmbereich. Wir wollten zeigen, dass wir das Thema ernst nehmen. Auf dem Set geht es mitunter sehr abgeschottet zu. Aber das bedeutet nicht, dass man sich aufführen darf, wie man möchte. Das ist indiskutabel. Daher wollten wir das Signal aussenden: Ihr habt euch zu benehmen! Ein Set soll ein sicherer Arbeitsplatz sein, an dem sich alle wohlfühlen. Ich glaube nicht, dass ein Angstregime förderlich ist für eine künstlerische Leistung. Jetzt haben wir den Code nachgeschärft. Er hat als verbindliche Vorgabe Eingang in die Förderverträge gefunden. Das zeigt hoffentlich Wirkung.

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