Akropolis-Teile aus Wiener KHM sollen nach Griechenland gehen

Parthenon sculptures on display at British Museum in London
Fragmenten wird Bedeutung im Streit um Restitution zugeschrieben. Geplant ist allerdings nur eine Leihgabe

Es ist eine der am längsten geführten und sensibelsten Restitutions-Debatten: Die Frage, ob Großbritannien die Skulpturen vom Fries der Akropolis, die der Gesandte Lord Elgin um 1800 abmontieren und nach London verschiffen ließ, zurückgeben soll, belastet die Beziehungen zwischen Griechenland und Großbritannien seit Langem. Jede Regung in der Debatte erlangt vor diesem Hintergrund hohe Bedeutung.

So auch eine Begebenheit, die sich im Rahmen eines Arbeitsbesuchs des griechischen Außenministers Nikos Dendias bei seinem österreichischen Arbeitskollegen Alexander Schallenberg am Dienstag zutrug: Die beiden Minister zeigten sich dabei "erfreut, dass das Kunsthistorische Museum Wien und das Akropolis Museum in Athen einen Austausch von Exponaten planen", berichtete die Austria Presse Agentur. Es gehe um zwei Fragmente aus dem Parthenon, die sich im Besitz des KHM befinden.

Er hoffe, dass sie „schon bald in Athen ausgestellt werden können“, sagte Schallenberg demnach. Dendias stellte die Vereinbarung in den Kontext des „Kampfes gegen den illegalen Handel mit kulturellen Gütern“. Die Übergabe der Fragmente in Größe von 25 und 65 Zentimetern sei eine Geste „von hohem symbolischen Wert“, so Dendias, der sich „sehr zufrieden“ mit der Ankündigung seines Amtskollegen zeigte.

"Rückkehr" ist nicht gleich Rückgabe

Die Nachrichtenagentur AP berichtete konkreter von Verhandlungen zweier Museen über eine "potenzielle Rückkehr" der zwei Skulpturen, was als eine Geste gedeutet wurde, die Großbritannien weiter unter Druck setzen könnte, die Rückgabe der Friesteile aus dem British Museum zu forcieren. Im Herbst 2022 waren Gespräche zwischen britischen und griechischen Museumsexperten bekannt geworden, Großbritanniens Premier Rishi Sunak erteilte einer Restitution aber eine klare Absage. Der Umstand, dass ein sizilianisches Museum im Juni 2022 ein Fragment zurückgegeben hatte  und der Vatikan im Herbst drei weitere Parthenon-Fragmente an die griechisch-orthodoxe Kirche restituierte, war als Zeichen eines Aufbrechens verhärteter Fronten gewertet worden.

Dass Österreich diesen Prozess weiter treiben können, scheint allerdings unwahrscheinlich Man sei lediglich im Gespräch über Leihgaben, heißt es in einem Statement der KHM-Direktion, das dem KURIER vorliegt. "Das Kunsthistorische Museum Wien steht in Kontakt mit dem Akropolismuseum in Athen und dessen Generaldirektor, Prof. Nikolaos Stampolidis", heißt es in dem von Generaldirektorin Sabine Haag, Generalsekretär Franz Pichorner und dem Leiter der Antikensammlung, Georg Plattner, gezeichneten Schreiben. "Inhalt der Gespräche, die beiderseits sehr wertschätzend verlaufen, sind Leihgaben zwischen den beiden Museen, die sich nicht nur auf die Parthenon-Fragmente beschränken." Auch das Außenministerium bestätigte auf KURIER-Nachfrage, dass Schallenberg lediglich bekannt gegeben habe, dass "derzeit technische Gespräche zwischen dem Kunsthistorischen Museum und dem Akropolis-Museum über die Möglichkeit einer Leihgabe laufen."

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