Afroamerikanische Künstlerin Faith Ringgold mit 93 gestorben

Afroamerikanische Künstlerin Faith Ringgold mit 93 gestorben
Mit Textilkunstwerken und feministischen Anliegen war die Künstlerin und Kinderbuchillustratorin Vorreiterin für den heutigen Kunst-Mainstream

Das Leben der afroamerikanischen Bevölkerung als Thema. Eine Kunst, die auch Geschichten erzählt und die sich Techniken bedient, die als Handwerk große Tradition haben, aber in der Sphäre der Kunst lange minderwertig galten: Wer sich bei den Kunstbiennalen und Galerien der jüngeren Zeit umsieht, wird diese Fokussierungen immer wieder finden. Faith Ringgold richtete schon vor Jahrzehnten den Blick darauf - und war auch als Advokatin der Inklusion eine Vorreiterin für die Politisierung der heutigen Gegenwartskunst. Nun ist die Künstlerin, die in späteren Jahren auch als Illustratorin von Kinderbüchern Erfolg hatte, 93-jährig gestorben, wie US-amerikanische Medien berichten. 

 

Ringgold wurde 1930 in Harlem geboren und hatte als Kind direkten Kontakt zu den Musik- und Geistesgrößen, die dort verkehrten. Nach einer Kunstausbildung lehrte sie in öffentlichen Schulen und versuchte sich als Malerin zu etablieren. Von traditionellen europäischen Sujets wandte sie sich aber bald ab, um die Realität ihrer eigenen Community abzubilden. Unter dem Einfluss von Denkern wie Amiri Baraka wurde sie auch in der Bürgerrechtsbewegung den 1960er aktiv. 

Ab 1980 entwickelte Ringgold jenes Format, das ihr Markenzeichen werden sollte: Aus Stoffresten zusammengenähte Bildteppiche, sogenannte "Quilts". Die Technik ist in den USA stark mit der Kreativität in ärmeren Bevölkerungsschichten assoziiert, Ringgold sah in ihnen eine spezifische Ausdrucksform der Afroamerikaner, denen man während der Sklaverei jeden zugang zu Skulptur und anderen künstlerischen Ausdrucksformen verwehrt hatte. Unter Ringgold wurden Quilts zu prächtigen, ausufernden Erzählungen, in die die Künstlerin zunehmend auch Textelemente einbaute. Ein Verleger bat Ringgold später, den Quilt "Tar Beach" in ein Kinderbuch zu übersetzen - und öffnete der Künstlerin ein neues Betätigungsfeld. 

Ringgold wurde im Laufe ihres Lebens vielfach geehrt, 2022 zeigte das New Yorker "New Museum" eine Retrospektive. Bis zuletzt blieb die Künstlerin aber ein kritischer Geist und kritisierte die schwerfälligkeit der Museumswelt, sich mit afroamerikanischen Positionen auseinander zu setzen. Ihre Techniken und Erzählweisen wurden freilich von Künstlerinnen und Künstlern - in Amerika, aber auch in Afrika und der Diaspora -  vielfach aufgenommen und weiterentwickelt und sind aus der Ästhetik der Gegenwartskunst nicht mehr wegzudenken.

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