68. Berlinale: Goldener Bär geht nach Rumänien

Bärengewinnerin Adina Pintilie (li.) und ihre Crew: "Touch Me Not“
Goldene Bär an Adina Pintilies umstrittenen Erstlingsfilm "Touch Me Not", Doku-Preis an Ruth Beckermann.

"Das haben wir nicht erwartet", sagte Adina Pintilie, als sie am Ende der 68. Berlinale den Goldenen Bären für den besten Film entgegen nahm.

Damit war sie nicht allein: Kaum jemand hatte damit gerechnet, dass die 38-jährige, rumänische Regisseurin mit ihrem oftmals anstrengenden anzusehenden Erstlingsfilm "Touch Me Not" gewinnen würde. Im Zentrum ihres umstrittenen, zwischen Doku und Fiktion angesiedelten Leinwandexperiments stehen Körper – manche versehrt, manche missgebildet – die berührt werden wollen. Oder auch nicht.

Der Silberne Bär, Großer Preis der Jury-Preis ging an die polnische Provinz-Parodie "Twarz" von Małgorzata Szumowska: Nachdem ein junger Mann eine Gesichtstransplantation erhält, beginnt ihn seine katholische Umgebung wie den Teufel zu fürchten.

Keiner dieser beiden Sieger-Filme zählten zu den Favoriten der Kritiker.

Den Silbernen Bär für beste Regie erhielt der US-Regisseur Wes Anderson. Für seine hinreißende Hunde-Animation "Isle of Dogs" konnte er prominente Synchronsprecher gewinnen – so etwa Bill Murray, der anstelle von Anderson den Bären in Empfang nahm und das Publikum mit dem Satz "Ich bin ein Berliner Hund" entzückte.

Als bester Schauspieler wurde der junge Franzose Anthony Bajon für seine Rolle als Drogensüchtiger auf Entzug in "The Prayer" von Cédric Kahn ausgezeichnet. Ana Brun gewann als beste Darstellerin in dem paraguanischen, subtil-witzigen Lesben-Drama "The Heiresses", das zusätzlich auch mit dem Silbernen Bär, Alfred-Bauer-Preis belohnt wurde.

Deutsche Verlierer

Viele Freunde unter seinen deutschen Kollegen dürfte sich Jury-Chef Tom Tykwer mit diesen Entscheidungen nicht gemacht haben. Keine der vier (starken) deutschen Wettbewerbsfilme – etwa Christian Petzolds Anna-Seghers-Verfilmung "Transit" – wurden ausgezeichnet.

Dafür erhielt die österreichischen Filmemacherin Ruth Beckermann den Glashütte Original Dokumentarfilmpreis für ihre Doku "Waldheims Walzer". In ihrer Dankesrede bedauerte Beckermann, dass heute, wie vor dreißig Jahren, mit Antisemitismus und Rassismus Politik gemacht werde – und erhielt Szenenapplaus.

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