Vor Arnautovic’ Achtziger schlägt’s 13 in der Sportpolitik

Seit zig Jahren wird das Ressort Sport von der Politik emotionslos herumgeschoben wie ein Ball.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Marko Arnautovic stürmt am Freitag zum 80. Mal im Nationalteam. Sollte Österreich mit ihm gegen Slowenien im Wörtherseestadion wider Erwarten baden gehen und auch am Pfingstmontag in Mazedonien nicht voll punkten ...

... dann würde fürs letzte Heimspiel gegen Israel (10.10.) statt dem museumsreifen Happel-Stadion eine Liliput-Arena als Schauplatz reichen,

und dann würde ÖFB-Präsident Leo Windtner mit seinem Ruf nach einem Nationalstadion endgültig allein dastehen.

Wer sich wie Windtner beschwert, dass wieder einmal politischer Stillstand in Sachen Sport herrscht, wird zu hören bekommen: Der Staat habe momentan andere Sorgen. Stimmt – und auch wieder nicht. Zumal schon über ein Viertel der Jugendlichen übergewichtig ist.

Seit zig Jahren wird das Ressort Sport von der Politik emotionslos herumgeschoben wie ein Ball von auf’s Zeitschinden bedachten Profis. Bis 1991 war das Unterrichtsministerium für den Sport zuständig, dann das Gesundheitsministerium, später öfters das Verteidigungsministerium. Mehrere Jahre gab es einen Sportstaatssekretär.

Auch ein amtierender Kanzler (Wolfgang Schüssel) hatte den Sport schon zu seiner Chefsache erklärt. Von 2016 bis 2017 schlüpfte der ehemalige (gertenschlank gewesene) burgenländische Unterliga-Kicker Hans Peter Doskozil parallel zu seinem Amt als roter Verteidigungsminister in die Rolle von Österreichs Obersportler. Danach ließ sich HC Strache (der als Jugendlicher ein Probetraining bei der Austria bestritten hatte) zum blauen Vizekanzler und gleichzeitigen Sportminister küren.

Nach Straches skandalösem Eigentor wurde in Sebastian Kurz’ Kurzeitregierung Familienministerin Juliane Bogner-Strauß der Sport umgehängt, pardon anvertraut. Und sofort wieder abgenommen.

Wer ab Montag die oberste Verantwortung für den Sport erhält – das beschäftigt Medien (einschließlich ORF) nicht einmal so nebenbei. Daher sei auch nur so nebenbei erwähnt:

Der oder die Neue wird in diesem Jahrtausend bereits die 13. für Österreichs Sportgeschehen zuständige Nummer 1 sein. Und in ihrer limitierten Amtszeit die ganze Wahrheit kaum erfahren. Dass nämlich der Sport in Rot-Weiß-Rot ungleich mehr von Einzelinitiativen und idealistischen Eltern als vom System lebt. Siehe Dominic Thiem, siehe Marcel Hirscher. Letzterer wird ein Monat vor der Wahl verraten, wie er sich entschieden hat: Ob er, der weltbeste Skifahrer noch eine Saison anhängt oder nicht.

Und Jubilar Arnautovic?

Der hatte nebst ungewöhnlichem Talent das Glück, dass er schon mit 16 aus seinem serbisch-wiener Umfeld rausgerissen und ins Ausland exportiert worden war, ehe man ihn in Enschede, Mailand und Bremen zurechtstutzte. Andernfalls wäre er wohl nicht zum bestverdienenden österreichischen Kicker (rund 110.000 Euro wöchentlich bei West Ham in London) sondern zum übergewichtigen Konjunktivstar in einer Gurkenliga geworden.

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