Videobeweis: Der technische Helfer

Ohne VAR wäre Österreichs U 21 vielleicht der verdiente Sieg versagt geblieben. In Österreich wird es aber noch dauern.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Ob in der Champions League, bei der Frauen-WM, bei der U-21-EM, bei der die jungen Österreicher gegen Serbien ihren Mann stellten. Ob in den großen Ligen oder in Marokko – überall gilt der Video-Beweis. Nur in Österreich orientiert man sich – Ibiza ausgenommen – an ihm noch nicht.

Dem Juristensohn Hannes Wolf wird das zurzeit herzlich egal sein. Obwohl er erstmals in einem Match mitwirkte, in dem der Videobeweis berücksichtigt wurde. Und obwohl Wolf bei dieser, seiner Premiere zum tragischen Helden wurde. Zuerst Schütze des 1:0, das der Referee erst nach Intervention des VAR (Video Assistant Referee) anerkannte, nachdem sich der Linienrichter verwachelt hatte. Später unfreiwillig den Ausschluss eines Gegners erzwungen. Auch auf das folgenschwere Foul reagierte der Schiedsrichter erst auf Funkbefehl, während Wolf eine gefühlte Minute mit gebrochenem Bein auf der anderen Seite des Feldes lag.

Ohne VAR wäre Österreichs U 21 vielleicht der verdiente Sieg versagt geblieben. Ohne Video-Referee hätten auch etliche deutsche Bundesliga-Spiele heuer anders geendet. So lässt sich der Deutsche Fußball-Bund für 82 korrigierte Fehlentscheidungen feiern. In Spanien wiederum sank seit Einführung des VAR die Zahl der Heimsiege um zehn Prozent. In England will die Premier League ab Herbst die Fans auf großen Videowalls bei strittigen VAR-Entscheidungen mitschauen lassen. Und in Österreich? Wird’s noch bis 2021 dauern, bis die Liga im Bilde ist; bis sich überhaupt genug Ehrenamtliche finden, die sich von der UEFA zu Ausbildnern von Video-Referees ausbilden lassen; bis nach einer 18-monatigen Vorlaufzeit auch alle Stadien über die nötige technische Ausstattung verfügen.

Unabhängig davon irrt der deutsche Schiedsrichter-Guru Doktor Markus Merk mit der Prognose, wonach man sich in fünf Jahren Fußball ohne Videobeweis gar nicht mehr werde vorstellen können: Auf tribünenlosen Unterhaus-Platzerln werden die technischen Möglichkeiten immer limitiert sein, wird weiterhin nur der Stammtisch recht haben.

Alles andere wäre auch fad.

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