Über den Tellerrand: Nicht nur Exceltabellen können uns überraschen

Überraschungen stehen hoch im Kurs, da kann man fragen, wen man will, von Hans Peter Doskozil über die Fans von Borussia Dortmund bis zu den Meteorologen.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Man kann sich auf gar nix mehr verlassen, ob einer nun doch nicht Parteichef, doch nicht deutscher Fußballmeister oder es einfach doch noch nicht Sommer ist. Immer kommt alles anders.

Da ist man umso froher, dass bald der Urlaub kommt, denn da bauen viele auf das Verlässliche. Tourismus ist Erwartungsmanagement, Stammgäste können ein Lied davon singen: Ich hätt’ gerne wieder dieses Zimmer, weil da kenn’ ich mich schon aus, dieses Zimmer nehm’ ich immer, alles Neue ist ein Graus, immer derselbe Frühstückstisch, auf dem ich die gleiche Semmel ess’, und am Ende der Woche den ganz teuren Fisch, damit ich das Meer ein Jahr nicht vergess’. Natürlich, etwas Neues birgt immer die Gefahr der Verschlechterung, aber eben auch der Verbesserung – und die Nummer sicher gewinnt im Allgemeinen halt keine Hauptpreise. Im Gegenteil: Für den Kompromiss (Na fahr’ ma halt wieder dorthin, aber dann wieder in dieses Zimmer!) ist unsere Urlaubszeit zu wertvoll. Ganz abgesehen davon war ja alles Vertraute irgendwann auch einmal neu und hat offensichtlich ganz gut funktioniert.

Man kann also mit der Sicherheit einer Exceltabelle sagen, dass Tourismus nicht Erwartungs-, sondern mehr Überraschungsmanagement sein sollte. Das mögen wir beim Geburtstag und zu Weihnachten ja auch, warum also nicht im Urlaub? Das Entdecken ist der eigentliche Gewinn einer Reise, nicht das Abholen der Bestätigung, dass es wo eh schön ist. Man merkt das auch daran, dass es einem beim zweiten Mal selten so gut gefällt wie beim ersten Mal und dass man spätestens beim dritten Mal sagt, dass es früher halt schon schöner war. Ist ja mit dem Sommer, Stichwort Meteorologe, nicht viel anders: erster Sonnentag fantastisch, am zweiten googelt man „Beschattungssysteme“, am dritten googelt man, wann es endlich wieder abkühlt.

Um diesem Trott zu entkommen, müssen wir uns wieder mehr umschauen, was ist denn eigentlich hinter dieser Ecke, wie könnte denn das schmecken, was gibt es denn hier und dort eigentlich für Sehenswürdigkeiten? Im Burgenland zum Beispiel oder in Dortmund.

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