über den tellerrand

Zum Frauentag die Frage, wer wie reisen möchte und was das mit jahrtausendealter Rollenverteilung zu tun hat.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Heute ist Weltfrauentag und gerade die Themen Reisen und Genuss eignen sich hervorragend, um Geschlechterklischees zu erörtern.

Wir wissen, dank vieler Studien aus der umtriebigen Reiseforschung, dass junge Frauen am reisefreudigsten sind. Sie machen aber nicht nur Kurztrips in die Therme (aber geh), sondern sind wissbegierig: 23 Prozent von ihnen wollen auf Reisen etwas Neues kennenlernen, unter den Männern wollen das angeblich nur 16 Prozent. Die suchen dafür, wie man es erwartet, eher Action (elf Prozent), was wiederum nur knapp sieben Prozent aller Frauen tun. Denen ist (wahrscheinlich genetisch bedingt) die Sauberkeit des Urlaubsdomizils wichtig (45 Prozent gegenüber

35 Prozent bei Männern), aber – weil Studien ja auch oft so ein schenkelklopfendes Aha-Momentum haben: Der romantische Eiffelturm ist bei Männern beliebter als bei Frauen (24 gegenüber 19 Prozent). Wahrscheinlich wegen der Stahlkonstruktion.

Es wird noch immer gerne mit Prototypen hantiert: die interessierte Jungreisende versus der abenteuerlustige Partysuchende. Und wie immer steckt im Klischee zwar keine Weisheit, aber eben das Produkt jahrtausendealter Rollenverteilung, denn Frauen sind wirklich die besseren Reisenden. Weil sie mehr Rücksicht nehmen, besser zuhören und offener für das sind, was die Welt ihnen bietet.

Das klingt sexistisch. Und ist es auch.

Aber das halten wir Männer aus. Zumindest am Weltfrauentag. Vielleicht können wir ja von ihnen lernen (so wie Frauen ja gerne geraten wird, etwas männlicher aufzutreten, um erfolgreich zu sein). Reisen wir weiblicher. Lernen wir von den Reisend*/Innen, und gleich auch von den vielen Frauen in touristischen Top-Positionen, den Hoteldirektorinnen, den Tourismusverbandschefinnen. Die Branche hat diesbezüglich vielen anderen einiges voraus. Im Gegensatz zur Gastronomie, wie Sie bei Kollegin Anita Kattinger lesen können.

Wie sagte schon die gerade per Film gefeierte Johanna Dohnal: „Die Vision des Feminismus ist nicht eine ,weibliche Zukunft‘. Es ist eine menschliche Zukunft.“

Auch in der Küche. Auch auf Reisen.

axel.halbhuber@kurier.at

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