Retro-Wahn: Wein in Doppler-Flaschen ist ein grober Unfug

Unter "We Make the Doppler Great Again" will man den Doppelliter als österreichisches Kulturgut etablieren. Ein Fehler.
Christina  Fieber

Christina Fieber

Längst nicht alles, was man aufwärmt, wird besser. Gelingt es jedoch, zweifelhafte Trends von gestern als retro zu vermarkten, erscheinen selbst grobe Geschmacksentgleisungen wie Vokuhila-Haarschnitt oder Schulterpolster als stilsicher und Toast Hawaii als hohe Küche. Und so muss halt auch der Doppler noch eine Runde drehen: Der Tafelwein in der Zwei-Liter-Flasche, den man in den 1960ern an jeder Schank bekam – jene Wein gewordene Säureattacke, die schon beim Hinschauen Migräne auslöste, ist wieder da. Kaum einer vermisste dann den Doppler, als er in den 1980ern von der Bühne abging.

Die Austromagnum, ein Begriff mit dem Appeal eines Schalterbeamten, wurde nun von einer Gruppe heimischer Winzer zu neuem Leben erweckt. Ausgerechnet unter dem Titel „We Make the Doppler Great Again“ will man das Ungetüm als österreichisches Kulturgut etablieren. Der etwas hilflos modulierte Slogan aus dem US-Wahlkampf eines verhaltensauffälligen Ungustls vermag den ramponierten Ruf des Dopplers wohl kaum retten. Denn eigentlich will man beide nicht mehr. Auch wenn die Protagonisten glaubwürdig versichern, ordentlichen Wein und keine Plörre mehr in die Zwei-Liter-Flasche zu füllen.

Freilich können feine Gewächse in großen Flaschen besser reifen, aber dafür gibt es ja bereits Gebinde für jede Lebenslage, von der Magnum bis zur 18-Liter-Goliath. Wozu also der Retro-Schmus? Und, was droht uns als nächstes? Die Renaissance des Ribiselweins oder die Rückkehr des Rüscherls?

flaschenpost@kurier.at

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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