"Schluck Impfung" und andere zwanghaft originelle Weinnamen

Selbst der Mainstream-Tschecherant glaubt nicht an die immunisierende Wirkung von Wein.
Christina  Fieber

Christina Fieber

Kürzlich sorgte ein Wiener Weingut für Aufregung. Gemeinsam mit einer Bezirkszeitung wollte man zwei Weißweine mit den Namen „Schluck Impfung“ und „Wiener Jaukerl“ auf den Markt bringen. Die vermeintlich geniale Marketingidee scheiterte jedoch an den Behörden. Die Bezeichnung Impfung auf einem Weinetikett sei eine unerlaubte „gesundheitsbezogene Angabe“ – der Wein wurde beschlagnahmt. Das mag man als Erbsenzählerei abtun – glaubt doch selbst der Mainstream-Tschecherant nicht an die immunisierende Wirkung von Wein.

Worüber sich die Kellereiinspektion freilich nicht mokierte, sind die semioriginellen Wortschöpfungen für die beiden Gewächse. Mit „Schluck Impfung“ oder „Wiener Jaukerl“ in schwerfälliger Anspielung auf die Corona-Impfkampagne, lässt sich kein Kreativ-Award gewinnen.

Hang zur Selbstüberhöhung

In guter Gesellschaft befindet man sich damit allemal. So mancher Winzer zeigt einen Hang zu befremdlichen Namen: Während die einen mit den lateinischen Bezeichnungen „In Signo Leonis“, „Opus Eximium“ oder „Bela Rex“ ihre humanistische Bildung unter Beweis stellen, zeigen andere mit „Legends“ oder „Titan“ einen Hang zur Selbstüberhöhung.

Mitunter versteigt man sich auch zu biederen Doppeldeutigkeiten wie „Der junge Bock“ und „Die flotte Biene“, hinter denen sich ein schnöder Welschriesling oder Muskateller verbergen. Da sehnt man sich nach dem guten alten „Poysdorfer Saurüssel“. Ein Name mit Mut zur Rustikalität.

flaschenpost@kurier.at

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien

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