Paul McCartney in meinem Telefon

"ÜberLeben": Mein Gespräch mit dem Ex-Beatle (mein Höhepunkt als Journalist).
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Es war ein sonniger Frühlingstag im Jahr 2002, als das Telefon in meinem damaligen Haus läutete. Ich hob ab und sagte mit zitternder Stimme: „Hallo?“ Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine vertraute Stimme: „Hi, this is Paul.“

Der leichte Liverpooler Akzent war unverkennbar, ebenso die warme, ein bisschen heisere Stimme, die ich schon so oft gehört hatte.
Und dann saß ich eine Dreiviertelstunde lang mit dem Telefon in der Hand auf den Stiegen vor unserer Haustür und plauderte mit Paul McCartney über John Lennon, Politik,  Musik und die Entstehungsgeschichte von „Hey Jude“.

Das Interview war seit Tagen ausgemacht, aber als es dann soweit war, konnte ich es kaum glauben: In meinem Telefon sitzt Paul McCartney. Ein echter Beatle. Der Mann, der „Penny Lane“ gesungen hat und „Blackbird“ und „Eleanor  Rigby“, aber auch „Band On The Run“, „Live And Let Die“ und „Maybe I’m Amazed“.

Die Beatles waren das erste, was ich auf Platte hörte, nachdem Winnetou-Hörspiele ihren Reiz verloren hatten. Sie (und die 
Stones) begleiteten mich durch Kindheit,  Jugend, Erwachsenenleben. Es gibt kein Lied von ihnen, das ich nicht großartig finde (na gut, „Revolution 9“ muss nicht sein).

2003  saß ich dann in der Wiener Stadthalle, und als Paul „All My Loving“ anstimmte, mit dieser unschlagbaren zweistimmigen Melodieführung in der zweiten Strophe, musste ich heftig schlucken – und ich verstand plötzlich, warum in den Sechzigerjahren die Menschen bei Beatles-Konzerten in Tränen ausbrachen.

Ich war damals mit meiner Freundin beim Konzert, nicht ahnend, dass ein paar Meter weiter meine zukünftige Freundin saß, die ich noch gar nicht kannte.

Am 5. Dezember werde ich wieder in der Stadthalle sitzen, Paul zuhören, glücklich sein. Ich bin schon neugierig, wer oder was mir dort begegnen wird.

Kommentare