Paaradox: Liebe zwischen Grmpf & Zawss
SIE
Es ist ja so, dass Paartherapeuten gerne ein motivierendes „Reden’s doch endlich ein bisserl miteinander“ in die schal gewordene Zweisamkeit werfen. Dann beißt sie am Fingernagel und er zupft am Barthaar, während beide fragen: „Wos bitte, sollen wir reden?“ Bei uns ist alles anders. Bei uns bräuchte ein Paartherapeut einen Hochpräzisions-Atempausenwächter aus der Raumfahrtforschung, nur dann käme er selbst dazu, etwas zu sagen. Wir plaudern wahnsinnig gerne. Miteinander, übereinander, gegeneinander. Das Schöne daran: Ein Ding namens Smartphone macht die Kommunikationslust selbst dann möglich, wenn er in Milwaukee ist und ich in Untergrammeldorf weile.
Döner und Staub
Aber bitte erwarten Sie sich nichts Großes, denn meist haben wir wenig zu sagen, außer: „Ich war gerade Döner essen.“ Oder: „Pfuh, ich seh, in meinem Büro liegt ur viel Staub.“ Unsere Gespräche sind manchmal banal, aber zentraler Bestandteil unseres Paarlaufs. Lustig wird’s, wenn wie so oft, einer von uns im Funkloch herumdümpelt (meist der, der daheim ist) und dann sogenannte Stammeltelefonate stattfinden: Er: „Hallo, hörst du mich?“ Ich: „Ja, du mich auch?“ Er: „Ja, ich hör dich. Alles gut?“ (Leitung macht: Krmpfz, Schsch, Grlps). Ich: „Bist du noch da?“ Er: „Was hast du gesagt?“ Ich: „Ob du noch da bist?“ Er: „Ja, und du? Wie war dein Tag?“ Ich: „Wo bist du?“ (Leitung macht: Zawu, Sssss). Eh gut!“ Er: „Ob es mir gut geht? Geht so.“ (Leitung macht: Grrrrmpf) Ich: „Aja. Bei mir eh auch so.“ Er: „Und? Was ess ma heute?“ (Leitung macht: Drürürürü) Ich: „Hä, was? Viel Arbeit heute. Bei dir auch?“ Er: „Pizza wäre super.“ Leitung macht ausnahmsweise nichts, am Abend gibt es Gemüselasagne. Es ist, Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist was es ist, sagt die Liebe ... und das Handy.
ER
Was stimmt: Dass wir beide das Dialog-Stakkato beherrschen. Wiewohl ich der Meinung bin, dass sich meine Frau für eine Wasserfallstudie deutlich besser eignen würde als ich. So oder so besitzt in unserer Besprechungswelt ein Satz besondere Originalität, nämlich: „Es wäre wirklich nett, könntest du mich nur ein einziges Mal ausreden lassen.“ Denn dieses Ansinnen – egal, von wem – in die Praxis umgesetzt, hätte ganz sicher nur eine Konsequenz: nie enden wollende Monologe.
Verbindungsprobleme
Der einzige große Unterschied zwischen der Liebsten und mir ist die Affinität zum Telefon. Für mich hat der Versuch, via Smartphone den Weltfrieden sichern zu wollen, keine Priorität. Für sie indes erlauben Wenn & Aber keine Sekunde Aufschub. Dass ich bereits tausend Mal erwähnt habe, wie sehr ich heiße Telefonohren verachte, irritiert gnä Kuhn auch nach vielen gemeinsamen Jahren und noch viel mehr Gesprächen nicht im Geringsten. Und so schlecht kann eine Verbindung gar nicht sein, dass sie, wenn sie ein Gedanke quält, wieder und wieder bemüht ist, das krachende und grammelnde grkchmmmpffkchchnssimkhf mit erhellendem Wortgeklingel zu übertönen. Nicht einmal dann, wenn ich in einem Tunnel im Kleinterrischtal gerade einen Autoreifen wechseln würde, hätte sie als Anruferin für miesen Empfang Verständnis. Und erst recht nicht dafür, dass ich in der Funkloch-Hölle ihre Schilderungen über die Hüftprobleme vom Gustl-Onkel gerne erst ein bisserl später kommentieren tät’. Daher antworte ich auf ihr „Hörst du mir überhaupt zu?“ nur: „Nichts tue ich lieber.“ Das ist mein Beitrag zum Weltfrieden.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“:
8. 6.
Guntramsdorf (Barockpavillon), 14.6. Wien (Studio Akzent)
facebook.com/michael.hufnagl.9
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