Paaradox: Knopf an Knopf
Sie
Krieg der Knöpfe im Hause KuhHuf – nein, eigentlich ein Streik der Knöpfe. Knopf 1, der Einschaltknubbel unseres Laptops, reagiert nicht mehr auf meine liebevolle Berührung. Knopf 2, mit dem man die Küchenbeleuchtung anknipst, mag mich auch nimmer. Ich kommentiere das laut und deutlich, zumal sich der Mann nebenan gerade in die Tennispanier schmeißt, um zu einem Ballwechsel mit After-Match-Bierli (oder zwei) aufzubrechen. Mit zügiger Heimkehr ist da nicht zu rechnen, weil so eine Punkt-für-Punkt-Nachbesprechung mit Hang zu ausschweifenden Schilderungen natürlich ein bisserl dauern kann.
Mach was!
Also verstelle ich ihm den Fluchtweg und sage nur: Der Computer muss zur Reparatur. Und die Küchenbeleuchtung braucht einen Arzt. Mach was. Jetzt. Nonverbal packe ich noch eine Und dass das alles kaputt ist, liegt an dir und nicht an mir-Botschaft dazu, sicher ist sicher. Dann rolle ich meine Yogamatte aus und stöhne ein wenig: So. Ich mach’ jetzt Yoga, sonst drehe ich noch durch. Zwei Minuten später schmatzt der Mann mit seinen dreckigen Tennisschuhen ins Wohnzimmer und sagt: Babatschi! Ich wuchte mich aus der Stellung „Virabhadrasana 1“, auch „Krieger 1“ , und pfauche: Sicher nicht! Was ist jetzt mit meinen Knöpfen? Da schaut er sanft wie Maharishi Mahesh Yogi, Begründer der Transzendentalen Meditation, und spricht: Es ist vollbracht. Einmal berührt, alles funktioniert. Dann entschwebt er wie einer, der Blinde sehend machen kann. Freude, aber nur kurz. Weil ich weiß, dass Supermann über das Wunder nun viele Geschichten erzählen wird, mit mir als Superdepperte in der Hauptrolle.
PAARADOX NEU: „Schatzi, geht’s noch?“ am 1., 12. & 19. 5. im Rabenhof, 23. 5., Stadtgalerie Mödling. Alle Termine: paaradox.at
E-Mail: gabriele.kuhn@kurier.at
ER
Gnä Kuhn leidet unter dem IDSA-Syndrom. Dieser In-Der-Sekunde-Alarmismus bedeutet, dass die Meldung über eine dramatische Alltagssituation null Aufschub duldet. Unlängst wurde ich wieder zum Opfer einer IDSA-Attacke. Ich spazierte mit dem Hund durch den Wald, als mich meine Frau anrief und mir mit der Tonlage ab!so!lu!ter! Dringlichkeit mitteilte, dass sich die Lampe in der Dusche mit einem Knall verabschiedet hatte. Diese Mitteilung hätte niemals bis zu meiner Wiederkehr warten können, weshalb ich nach einem reflexartigen „Und, was soll ich jetzt machen?“ ob der prekären Lage sofort Herrn Gustav konsultierte und sprach: „Gusti, eine Glühbirne ist kaputt, wir brauchen einen Plan, und zwar jetzt!“ Leider fiel dem Halunken nicht mehr ein, als sein Haxerl zu heben. Und die Liebste, die ich an meinem Appell teilhaben ließ, war natürlich beleidigt, weil sie sich nicht ernst genommen fühlte.
Genugtuung
Umso größer war daher mein Triumph nach dem jüngsten IDSA-Anfall, als sie mich kurz vor meinem Abmarsch zum Tennisplatz ansah, als würden Zombies versuchen, unsere Wohnung zu entern. Dabei funktionierten lediglich zwei Knopferln nicht. Ich tat, was ich in Augenblicken völliger Ratlosigkeit immer tue: Ich drückte noch einmal. Und offenbar beschlossen die Gute-Laune-Götter, mir eine Helden-Attitüde zu gönnen. Denn in beiden Fällen erweckte ich scheinbar Tote zum Leben. Weshalb ich lässig sagte: „Tja, man muss nur das richtige Gefühl beim Drücken haben.“ Die Antwort der IDSA-Patientin war dann einen Hauch emotionaler. Nur:
An diesem Tag der Superkräfte war ich unverwundbar.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 9. 5. Wien (Kattus-Keller), 21. 5. Wien (CasaNova), 12. 6. Wien (Studio Akzent).
E-Mail: michael.hufnagl@kurier.at
Kommentare