Skandal mit Patina

"Heldenplatz" ist heute nur noch eine lauwarme Suppe. Was denn sonst?
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Die Skandale von einst sind die wohligen Erinnerungen von heute. Mit heißen Ohren und klopfendem Herzen saß man dereinst im „Heldenplatz“, hörte dem wunderbaren Bernhard-Ton von Wolfgang Gasser ebenso zu wie dem sich aufbäumenden Skandal.

Ein Land fühlte sich vom Theater beleidigt, und schrie rum, als sei es bei etwas auf frischer Tat ertappt.

„Heldenplatz“ am Burgtheater heute ist nur noch lauwarme Suppe. Wie denn auch sonst? 

Die Empörungsmaschine rennt außerhalb des Theaters längst rund um die Uhr, man arbeitet sich an Gendern, Klimaklebern, Bällen jeder Couleur, Fleischessen und dem Wetter ab. Da braucht es keinen Theaterskandal mehr, und das mit der Nazivergangenheit des Landes ist in der öffentlichen Debatte nur noch in Spurenelementen auffindbar.

Bei einem Gedanken aber wird einem unwohl. Wird man sich in 30 Jahren auch an die heutigen Empörungen zurückerinnern und sagen: damals war alles noch einfach?

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