Ohne Worte alles gesagt

Wer "nichts sagt" ist nicht nichtssagend, sondern spricht mitunter Bände.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Das Nichtgesagte ist ja oft brisanter als das Gesagte. Kommentare, wie "Ohne Worte!" oder "Sprachlos!" sind das Gegenteil eines Schweigegelübdes, vielmehr sind sie Ausdruck der Empörung. Denn sprichwörtlich übersetzt bedeuten sie so viel wie: "letztklassig, infam, unglaublich, sagenhaft, beispiellos ..."

Und so zog Landeshauptmann Doskozil wortreich schweigend über seine Parteichefin her (die ihm jüngst im KURIER-Interview für den Fall einer Anklage den Rücktritt nahegelegt hatte). Ihm, Doskozil, fehle "in Bezug auf die Person der Bundesparteivorsitzenden jedes Wort", er werde daher "diesbezüglich nichts sagen".

Zur Vorgeschichte: Die ÖVP hat Doskozil wegen des Verdachts der Falschaussage im Commerzialbank-U-Ausschuss angezeigt. Dass jetzt der wegen des Verdachts der Falschaussage im Ibiza-U-Ausschuss angezeigte Bundeskanzler kritisiert, es werde "mittlerweile ständig mit Anzeigen gearbeitet", ist daher kurios. Der Bundeskanzler erwähnte dabei die Anzeige gegen Doskozil nicht. Was deutlich zeigt: Das Nichtgesagte ist nicht nichtssagend, aber mitunter (un)ausgesprochen vielsagend.

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