Österreichs Gegner mit leerem Magen

In Israel steht mit Jom Kippur der höchste Feiertag bevor. Das betrifft auch das von Herzog betreute Nationalteam.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Salzburg, LASK, Wolfsberg. Auch, wenn es letztlich zu keinem Sieg reichte – Sympathien gewonnen haben in dieser Woche alle drei in den Europaligen vertretenen österreichischen Klubs. Zumal sie bewiesen, dass mit Mut und Topfitness auch europäische Topklubs in Verlegenheit zu bringen sind.

Am 10.10., wenn die Fußballprovinz Wien nach 203 Tagen erstmals wieder Schauplatz eines internationalen Bewerbspieles sein darf, ist die Ausgangslage ein völlig andere. Am Donnerstag ist das österreichische mit seinen hochkarätigen Legionären gespickte Nationalteam gegen Israel im Ernst Happel-Stadion zum Sieg verpflichtet, will es die Chance auf die EM-Qualifikation wahren.

Wann genau die Israeli in Wien landen und wo sie wohnen und trainieren werden, sollte aus Sicherheitsgründen so lang wie möglich nicht bekannt werden. Bleibt zu hoffen, dass der Boulevard für die Geheimhaltung Verständnis zeigt.

Nur so viel sei verraten:

Andreas Herzog verzichtet auf ein Camp in Israel. Die Israeli kommen nicht – wie mittlerweile international üblich auf Grund des Terminstress geworden – erst am Tag vor dem Spiel, sondern wesentlich früher nach Wien. Aus einem Grund, der Marko Arnautovic und Kollegen noch mehr in die Favoritenrolle drängt.

In Israel steht mit Jom Kippur der höchsten Feiertage bevor. Vom Abend des 8. bis zum Abend des 9. Oktober wird streng gefastet. Auch die israelischen Nationalspieler (arabisch stämmige wie der ehemalige Salzburger Schützenkönig Munas Dabbur ausgenommen) werden sich daran halten und in einem Wiener Nobelhotel 24 Stunden lang auf Speis und Trank verzichten.

Am Tag vor einem entscheidenden Länderspiel mit leeren Magen herumlaufen, bedeutet zweifellos nicht die optimale Vorbereitung. Aber Israels Fußballverband, geschweige denn sein für minutiöse Planung bekannte österreichische Sportdirektor Willi Ruttensteiner, haben sich den Wien-Termin nicht ausgesucht. Der Spielplan ist von der europäischen Fußball-Union so vorgegeben.

Andreas Herzog schweigt dazu. Er wird zu Jom Kippur nicht hungern. Ihm, der irgendwann ja doch wieder in Österreich landen wird, liegen vielmehr Fehler in der österreichischen Nachwuchsarbeit im Magen. Es werde in den Vereinen verabsäumt, mit praxisnahen Übungen den im Großstadtbereich fast ausg’storbenen Park- und Käfigfußball zu ersetzen.

"Wenn ich miterlebe, wie man bereits acht, neun, zehn jährige das Dribbeln verbietet, dann wird mir schlecht", flucht Herzog nach jedem Heimaturlaub. Und der aktuell für die österreichischen U -15- und U -19- Auswahlen zuständige ehemalige Teamstürmer Rupert Marko gibt ihm vollinhaltlich recht.

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