Wenn in einer Brust gleich mehrere Herzen schlagen

Wenn in einer Brust gleich mehrere Herzen schlagen
Positiv bleiben, das ist das Motto - auch wenn Kroatien und Serbien leider schon ausgeschieden sind. Zum Glück hat man als Ex-Jugoslawe immer ein Ass im Ärmel.
Mirad Odobašić

Mirad Odobašić

"In meiner Brust schlagen zwei Herzen". Als mir das der 100-fache ÖFB-Teamspieler Aleksandar Dragović in einem Interview sagte, hielt ich es für eine abgedroschene Phrase. Denn inzwischen beherrschen Profi-Kicker das Phrasendreschen genauso gut wie das Gaberln. Zum Glück gibt es noch Typen wie Marko Arnautović, die es nicht immer wahrhaben wollen, dass der (feine) Umgang mit Medien zum Fußballerberuf gehört. Das macht ihn menschlich.

Während dieser Fußball-EM musste ich öfter an „Dragos“ Sager denken – und feststellen, dass ich ihn fühle. Oft wurde ich, ein gebürtiger Bosnier, nämlich gefragt, zu wem ich eigentlich halten würde: zu den Kroaten oder doch zu den Serben. Ich hatte tatsächlich keine konkrete Antwort parat. In meiner Brust dürften wohl auch mehrere Herzen schlagen. Herzen, die zu schwächeln beginnen, wenn im TV Bilder von kroatischen und serbischen Fans mit ultranationalistischen Symbolen auftauchen und mich an eines erinnern: Fußball wird man leider niemals gänzlich von Politik trennen können. Ach, wenn man sich doch nur auf das Geschehen auf dem Rasen konzentrieren könnte ...

Slowenien als Ass im Ärmel

Positiv bleiben, das ist das Motto – auch wenn Kroatien und Serbien leider schon ausgeschieden sind. Zum Glück hat man als Ex-Jugoslawe immer ein Ass im Ärmel. In diesem Fall eine weitere ehemalige Teilrepublik: Slowenien. Im Schatten ihrer viel höher eingeschätzten Nachbarn schafften es die oft belächelten Slowenen als einzige vom Westbalkan-Trio ins Achtelfinale. Wie? Im Gegensatz zu ihren östlichen Nachbarn spucken sie keine großen Töne, haben keine abgehobenen Superstars, sondern bilden ein Kollektiv. Das erinnert doch stark an ein anderes Nationalteam, das bei dieser EM auftrumpft, oder? Ja, die Slowenen sind tatsächlich die Österreicher des Balkans.

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