Mein wahrer Berufswunsch war Rockstar

"ÜberLeben": Blutsbrüder in der Bühne Mayer.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Mein wahrer Berufswunsch war  Rockstar. Genauer gesagt: Gitarrist bei den Rolling Stones. (Irgendwann musste ich dann einsehen: Für manche Dinge bleibt man ein Leben lang zu jung.) Es waren die frühen Achtzigerjahre, an meiner Schule gab es eine Band, sie hieß, glaube ich, Giftgrün, und ich bewunderte sie über alle Maßen. Ich kann mich nicht erinnern, ob Giftgrün wirklich spielen konnten, aber ich fand sie einfach unsagbar cool. Für mich war damals klar, das mache ich einmal beruflich: Auf Bühnen stehen, eine Gitarre halten und dabei unsagbar cool aussehen.

Dass ich nicht Gitarre spielen konnte – Gitarrenstunden bei einem Musiklehrer erwiesen sich rasch als Themenverfehlung – störte mich nicht. Ich übte auch nicht das Spielen der Gitarre (dabei kam ich nicht wirklich voran), sondern ich übte, die Gitarre zu halten und dabei cool auszusehen. Ich hielt das für wichtiger.

Ein paar Jahre später schaffte ich es sogar in eine richtige Band – sie hieß Jubel 48 (der Name war uns sehr peinlich) – ich war aber so schlecht, dass ich den Posten als Gitarrencoolhalter bald wieder verlor. Aus Jubel 48 wurden später Paradise Now!, sie veröffentlichten zwei sehr gute Alben, und dass meine Ex-Bandkollegen später in Wiener Neustadt vor den Rolling Stones auftreten durften, nahm ich ihnen gehörig übel.

Mein Ziel war übrigens nie die Wiener Stadthalle oder das Praterstadion, sondern die Bühne Mayer in Mödling. Die Bühne Mayer war und ist ein Wirtshaus mit Hang zu sehr großen Schnitzeln und einer angeschlossenen Kellerbühne, dort traten alle lokalen Bands auf, die ich bewunderte.
Dass ich jetzt die letzte Vorstellung des Karl-May-Kabarettprogramms „Blutsbrüder“ (gemeinsam mit Thomas Maurer, Armin Wolf und Thomas Glavinic) in der Bühne Mayer spielen durfte, machte mich sehr glücklich. Wermutstropfen: In „Blutsbrüder“ kommen keine Gitarren vor, die man cool halten kann.

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