Kralicek geht essen: Die Paprika-Ampel

Sag mir, welchen Paprika du kaufst, und ich sag dir, wen du wählst.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Wahlen finden nur alle paar Jahre statt, im Supermarkt wird jeden Tag abgestimmt. Mehlig, speckig, vorwiegend festkochend? Glatt, griffig oder Universal? Langkorn, Risotto oder Basmati? Noch kniffliger wird’s beim Paprikakauf; hier heißt es Farbe bekennen: Rot, Gelb oder Grün? Wofür man sich entscheidet, ist zunächst natürlich Geschmacksache. Aber lässt sich die Abstimmung in der Gemüseabteilung politisch interpretieren? Funktioniert die Paprika-Ampel als Wahl-Barometer?

In der seriösen Meinungsforschung ist die Methode umstritten, aber versuchen kann man’s ja: Sag mir, welchen Paprika du kaufst, und ich sag dir, wen du wählst.

Grün: Der grüne Paprika wird von manchen Endverbrauchern kategorisch abgelehnt, weil er noch unreif sei; mit dem Argument könnte man aber auch den Genuss von Kalbfleisch infrage stellen. Geschmacklich ist grüner Paprika jedenfalls besser als sein Ruf; er ist weniger süß und sein leicht bitterer Beigeschmack gibt ihm Charakter. Politisch sind die Ähnlichkeiten von grünem Paprika und grüner Bewegung nicht zu übersehen: Unreif und für manche ungenießbar sind sie beide.

Gelb: Der gelbe Paprika sieht anders aus, ist aber geschmacklich kaum vom roten zu unterscheiden. Er spricht jene an, denen roter Paprika grundsätzlich eh schmeckt, die sich und der Welt aber beweisen wollen, dass sie auch anders können. Ein Fall für die Wählerstrom-Analyse – Professor Filzmaier, übernehmen Sie!

Der rote Paprika hat nichts mit Sozialdemokratie zu tun.

Rot: Achtung, optische Täuschung: Der rote Paprika hat nichts mit Sozialdemokratie zu tun; bei den Nachtschattengewächsen zeigt die rote Farbe einfach nur den höchsten Reifegrad an. Die Zielgruppe für diese Variante will keine Experimente machen und auf Nummer sicher gehen. These: Wer Rot wählt, ist wahrscheinlich ein Schwarzer.

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