Kralicek geht essen: Die Beilagen

Rein geschmacklich aber gibt es tatsächlich Gerichte, die auch ohne Beilagen durchaus bekömmlich sind.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

In dem Kabarettklassiker „Indien“ von Alfred Dorfer und Josef Hader hat der von Letzterem verkörperte Gasthauskontrollor Heinzi Bösel eine unsterbliche Zeile: „I bin ja ka Beilagenesser in dem Sinn.“ Die Pointe zielt auf die ungesund fleischlastige Ernährung des gemeinen Österreichers. Rein geschmacklich aber gibt es tatsächlich Gerichte, die auch ohne Beilagen durchaus bekömmlich sind. Zu Bösels bevorzugter Mahlzeit etwa, dem Wiener Schnitzel, ist ein Erdäpfelsalat zwar eine hervorragende Ergänzung, schmecken aber tut das Schnitzel auch so. Und wer in Italien Bistecca alla fiorentina bestellt, bekommt zu einem enorm großen Stück Fleisch keinen Salat, keine Bratkartoffeln, keinerlei Alibigemüse auf den Teller. Man vermisst nichts davon, und satt macht so ein T-Bone-Steak sowieso auch ohne alles.

Apropos satt: In der DDR gab es das köstliche Unwort „Sättigungsbeilage“ – weil Fleisch oder Fisch im Arbeiter- und Bauernstaat nur in kleinen Portionen leistbar waren, mussten die Kalorien auf billigere Weise unters Volk gebracht werden. Aber wer Kartoffeln, Reis und Co. auf ihren puren Zweck reduziert, muss sich nicht wundern, wenn irgend- wann die Mauer fällt. Was wäre das Brathuhn ohne Risibisi, das Schwammerlgulasch ohne Knödel, der faschierte Braten ohne Erdäpfelpüree? In der asiatischen Küche spielt Reis eine so zentrale Rolle, dass man nicht mehr von Beilage sprechen kann. Sogar in der Wiener Küche gibt es einen Klassiker, bei dem die Beilagen der Hauptspeise die Show stehlen: den Tafelspitz. So mürb gekocht, so fein durchzogen kann das Rindfleisch gar nicht sein, dass man sich’s ohne Semmelkren und Rösti, ohne Spinat und ohne Schnittlauchsauce vorstellen mag. Eher umgekehrt! Beilagen sind nicht unbedingt gesund. Manche sind schwer verdaulich, andere machen dick. Beilagen sind eben auch nicht perfekt. Das haben sie mit uns sündigen Beilagenessern gemeinsam.

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