Kralicek geht essen: Das Katerfrühstück

Aber alle Silvesteropfer, die sich von dieser Kolumne einen Hinweis auf das ultimative Katerfrühstück erwartet haben, muss ich leider enttäuschen.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Wer das liest, hat Kopfweh. Oder sagen wir: Die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass Sie zu jenen Zeitgenossen gehören, die am Vormittag des 1. Jänner nicht geschnäuzt und gekampelt im Goldenen Saal des Musikvereins sitzen, sondern halb tot im Bett liegen oder derangiert auf dem Sofa herumlungern. Aber alle Silvesteropfer, die sich von dieser Kolumne einen Hinweis auf das ultimative Katerfrühstück erwartet haben, muss ich leider enttäuschen. Gäbe es ein Geheimrezept, wäre es längst nicht mehr geheim. Ich kenne jedenfalls keines. Viel trinken hilft mir meistens (nein, kein „Reparaturseidel“!); auch Aspirin C wirkt, jedenfalls bilde ich mir das ein. Essen? Eher schwierig. Zum Einstieg vielleicht ein Buttertoast oder ein Kipferl.

Wichtig dabei ist: Schön. Langsam. Kauen. Sobald man Appetit auf festere Nahrung hat, ist das Schlimmste auch schon wieder vorbei. Jetzt kann das Neujahrsspringen kommen.

Dass wir das neue Jahr so gern mit einem Mordskater beginnen, sollte uns vielleicht zu denken geben. Geht das nicht würdevoller? Theoretisch ja, aber anscheinend wollen wir es nicht anders. Wir akzeptieren den Kater als Preis für ausgelassene Abende und rauschende Feste – und die Attribute „ausgelassen“ und „rauschend“ sind für viele eben untrennbar mit Alkohol verbunden. Man soll den Alkohol weder verherrlichen noch verharmlosen, und so viel zu trinken, dass man es am nächsten Tag noch spürt, ist auf keinen Fall gesund. Trotzdem sollten wir uns den Silvesterspaß nicht verderben lassen. Dass Alkohol dabei meist eine nicht unwesentliche Rolle spielt, mag ein Armutszeugnis sein, lässt sich aber physiologisch oder auch psychologisch begründen: Viele Menschen sind von Natur aus eher schüchtern und zurückhaltend; der Alkohol hilft ihnen dabei, aus sich heraus zu kommen. Ich finde, das ist ein feiner Zug von ihm.

Wahrscheinlich muss man beim Neujahrskater von „höherer Gewalt“ sprechen. Es gibt Dinge, die zwar vorhersehbar sind, sich aber dennoch nur schwer verhindern lassen. Immerhin führt so ein Kater dazu, dass wir das neue Jahr ganz automatisch mit einem guten Vorsatz beginnen: Nie wieder Alkohol! Gebrochen wird der Vorsatz dann spätestens in der nächsten Silvesternacht. In diesem Sinne: Prosit 2023!

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