Kralicek geht essen: Das große Fressen: Popcorn und Kino

Wahrscheinlich wurde Popcorn ausschließlich für das Kino erfunden; einen anderen Grund kann ich jedenfalls nicht erkennen.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Bald ist wieder Viennale. Das beliebte Filmfestival ist ein guter Anlass, ein heikles Thema anzusprechen: Essen im Kino. Gemeint sind jetzt nicht Filme, in denen viel gekocht oder gegessen wird, sondern Menschen, die IM Kino essen.

Für viele Kinogeher ist das Filmschauen untrennbar mit Essen verbunden, oder sagen wir lieber: mit Naschen. Süßigkeiten wie Sportgummi oder Rum-Kokos-Kugeln werden zu neunzig Prozent auf Kinosesseln verzehrt, bei Popcorn nähert sich dieser Wert der Hundert-Prozent-Marke. Wahrscheinlich wurde Popcorn ausschließlich für das Kino erfunden; einen anderen Grund kann ich jedenfalls nicht erkennen.

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Im puritanischen Amerika, wo das Popcorn herkommt, wollten sie auf diese Weise möglicherweise bewirken, dass die heranwachsende Jugend ihre Finger von der Sitznachbarin oder dem Sitznachbarn lässt. Aber das ist nur eine Hypothese, die ich nicht belegen kann. Ebenso spekulativ ist meine Theorie, dass sich im Popcorngeruch, der sich in Kinofoyers so penetrant breitmacht, geheime Substanzen befinden, die abhängig machen. Das würde immerhin den Erfolg vieler Filme erklären, der sich sonst nicht rational begründen ließe.

Übrigens sind das dann auch jene Filme, für die der Begriff „Popcorn-Kino“ erfunden wurde. Im Theater ist Essen interessanterweise nicht üblich. Jedenfalls würde man dort mit einem Kübel Popcorn eher unangenehm auffallen. Das spricht einerseits für das Theater. Andererseits kann man es ja auch positiv sehen, dass es im Kino eben lockerer zugeht. So, und jetzt freu ich mich auf die Viennale. Popcorn gibt’s dort eh auch. Popcorn-Kino eher nicht.

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