Kralicek geht essen: Wir müssen über Knoblauch reden

Diese Woche geht’s um eine Charakterknolle: den Knoblauch.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Unlängst war an dieser Stelle vom Problemgemüse Zwiebel die Rede. Diese Woche geht’s um eine andere Charakterknolle: den Knoblauch. Dieses Gemüse hat viele Qualitäten, Dezenz aber kann man ihm nicht nachsagen. Wer Knoblauch gegessen hat, kann das noch Stunden später nicht abstreiten; der Körper nimmt den intensiven Geruch an, Kaugummi oder Pfefferminzbonbons bringen da gar nichts. Es kann deshalb problematisch sein, unmittelbar vor dem Besuch von Theater oder Kino, Oper oder Konzert eine Mahlzeit mit viel Knoblauch zu verzehren.

Trotzdem ist der Knoblauch ein Guter. Abgesehen davon, dass er ein altes Hausmittel gegen Vampire ist, werden ihm auch positive Effekte auf Blutdruck und Immunsystem nachgesagt.

Geschmacklich ist er zwar, wie gesagt, kein Feingeist, aber immerhin so speziell, dass ganze Gerichte nach ihm benannt sind. Spaghetti aglio e olio, Knoblauchschnitzel, Knoblauchcremesuppe: Kaum ein Gemüse ist auf den Speisekarten so präsent wie der Knoblauch. (In der Wiener Küche tritt er auch inkognito auf, als Vanillerostbraten.)

In Martin Scorseses Mafiafilm „Goodfellas“ hat der Knoblauch seinen großen Kinomoment. Es gibt da eine herrliche Szene, die ein paar Mafiosi beim Ragù-Kochen im Gefängnis zeigt; in einer Nahaufnahme sieht man, wie einer der harten Jungs eine Knoblauchzehe mit der Rasierklinge in hauchdünne Scheiben schneidet. Dieses Bild hat sich mir tief eingebrannt; trotzdem greife ich persönlich meist zur Knoblauchpresse. Was ist das für ein tolles Gerät! Und: Typisch Knoblauch, dass dieser Gemüse-Individualist sogar sein eigenes Küchenwerkzeug hat.

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