Krailcek geht essen: Ein guter Tag beginnt mit krummen Dingern

Warum passen Kipferl so gut zum Frühstück? Sie machen was her, ohne einschüchternd zu wirken.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Neben einer Tasse Kaffee und einer Semmel mit Butter und Marmelade gehört das Kipferl zum Kernprogramm des Wiener Frühstücks. In gewisser Weise ist es sogar dessen essenzieller Bestandteil. Kaffees wird es im weiteren Verlauf des Tages noch viele geben, und auch bei einer Semmel bleibt es selten. Das Kipferl aber verzehren wir hauptsächlich in der Früh. Ohne über gesicherte Daten zu verfügen, schätze ich, dass um zehn Uhr vormittags mindestens 80 Prozent der täglichen Kipferlproduktion verdrückt sind.

Warum passen die krummen Dinger so gut zum Frühstück? Sie machen was her, ohne einschüchternd zu wirken, und sind daher der ideale Snack für Menschen, die nach dem Aufstehen zwar keinen Appetit haben, aber auch nicht mit leerem Magen das Haus verlassen wollen. Das Kipferl gilt nicht als Mehlspeise, ist aber süßer und weicher als das übrige Frühstücksgebäck. Deshalb und wegen der praktischen Krümmung eignet es sich ausgezeichnet zum Eintunken in den Milchkaffee – was man von Semmel oder Salzstangerl nicht behaupten kann.

Anzutreffen ist das Kipferl in den Formaten Croissant, Brioche und mürb. Das aus Frankreich stammende Croissant, in Wien auch „Pariser Kipferl“ genannt, hat die Eigenschaft, auf köstlichste Weise in seine Einzelteile zu zerfallen. Das mit grobem Zucker bestreute Briochekipferl ist das süßeste aller Frühstückshörnchen. Mein Favorit aber ist das mürbe Kipferl. Es ist bissfester, bröselt weniger. Und es ist in Geschmack und Konsistenz so neutral, dass es sowohl mit als auch ohne Belag sehr bekömmlich ist. Außerdem gefällt mir, dass das Wort „mürb“ gut zu meinem morgendlichen Lebensgefühl passt.

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