Johannas Fest: Wie Gäste zu Fixstartern werden

Wen laden wir am liebsten ein, was zeichnet bevorzugte Gäste aus? Im Folgenden eine kleine, nicht komplette Aufzählung.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Jetzt, da wir wieder mehr als nur eine Person einladen dürfen, ist es Zeit für eine Revision: Wen laden wir am liebsten ein, was zeichnet bevorzugte Gäste aus? – Im Folgenden eine kleine, nicht komplette Aufzählung:

– Reaktionsgeschwindigkeit: Sie reagieren sehr prompt auf eine Einladung mit verlässlicher Zu- oder Absage. Oder mit einer Zusage mit Vorbehalt: Zum Beispiel mit der Erklärung, „Der Zustand der 90-jährigen Schwiegermutter ist im Augenblick gut, aber aufgrund ihres Alters kann immer Unvorhergesehenes passieren.“

Bevorzugte Gäste machen ihre Zusage nicht davon abhängig, wer sonst noch geladen ist. Sie kommen, weil sie sich auf ein Wiedersehen mit den Gastgebern freuen.

– Pünktlichkeit: Sie kommen mindestens fünf, maximal 15 Minuten zu spät. Falls es durch einen unerwarteten Stau doch 30 Minuten werden sollten, rufen sie an und ersuchen darum, schon einmal ohne sie zu beginnen.

– Geschmacksfragen: Im besten Fall sind die Geladenen Omnivoren, das sind jene Zeitgenossen, die alles genießen, was aus guten Ingredienzien gekonnt zubereitet auf die Teller kommt. Demnach sind sie frei von jeglichen Gluten-, Laktose- oder sonstigen Allergien beziehungsweise Unverträglichkeiten. Falls doch nicht, geben sie rechtzeitig bekannt, was sie nicht essen dürfen. Am besten mit dem Zusatz: „Aber macht Euch keine Umstände, ich bringe meine eigenen Reiswaffeln mit.“

Eine Bereitschaft, dem Trend der „Nose to Tail“-Philosophie zu folgen, wäre zu viel verlangt. Zu einem Innereien-Essen darf man nur jene Freunde bitten, von denen man weiß, dass sie gebackenes Hirn, Kutteln in Form von „Trippa alla Fiorentina“ oder geröstete Leber als Delikatesse schätzen.

– Gastgeschenke: Lieblingsgäste fragen entweder, was sie mitbringen dürfen, oder bringen ohne zu fragen das, was immer passt: Champagner, Qualitätssekt oder Prosecco, edlen Rebsaft, eine feine Spirituose oder ausgezeichnete Speise-Öle beziehungsweise Balsam-Essige. Einen hausgemachten Gang – vom Hors d’oeuvre bis zum Törtchen – mitzubringen, sollte nicht ohne vorherige Absprache mit den Einladenden passieren. Schließlich kann es sein, dass die ein ganz schlüssiges Konzept für ein kulinarisches Gesamtkunstwerk umsetzen wollen. Da könnte dann die noch so gelungene Malakofftorte völlig fehl am Platz sein.

– Blumen: Prinzipiell immer eine gute Idee, wenn es sich nicht um einen „last minute“ erworbenen 3-Stengel-Strauß in Krepppapier-Manschette von der Tankstelle oder aus dem Supermarkt handelt. Aber: Die Gastgeber haben am großen Abend genug damit zu tun, Ihre Gäste zu empfangen, das Timing der im Rohr aufgehenden Appetizer im Auge zu behalten, die Aperitifs einzuschenken und die Eingeladenen miteinander bekannt zu machen.

Blumen entgegenzunehmen, bedeutet, sofort eine passende Vase mit Wasser zu füllen, die Stiele kürzen, den Strauß arrangieren und prominent zu platzieren. Das nimmt Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch, die in diesem Moment den eintrudelnden Gästen gebührt. Besser: Die Blumen am Morgen der Einladung per Boten schicken.

Was Lieblingsgäste sonst noch und vor allem auszeichnet? Sie kommen gut gelaunt, bringen den übrigen Geladenen Empathie entgegen, halten keine Monologe und belehren auch niemanden. Am Tag danach bedanken sie sich für den Abend und schlagen eventuell gar schon einen Termin für eine Gegeneinladung vor. Das ist nachhaltige Wertschätzung!

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