Johannas Fest: Soll man als Gast Blumen mitbringen?

"Auch der Zeitpunkt für die Blumenspende muss passen", schreibt Autorin und Gastrosophin Johanna Zugmann.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Kann man einen Fehler machen, wenn man als Gast Blumen mitbringt? Man kann!

Etwa mit der falschen Auswahl. Diese Erfahrung machte der Intendant eines kleinen Sommerfestivals im Waldviertel. Als er zur ältesten noch aktiven österreichischen Mimin reiste, um die Grande Dame für eine Lesung zu engagieren, wollte er ganz Kavalier sein. Im einzigen Blumengeschäft weit und breit erwarb er die einzigen Blumen, die ihm ausreichend repräsentativ erschienen. Mit einem empörten, in unverwechselbarem Burgtheaterton ausgestoßenen „Graaaaaahbesblumen!“ machte die 90-Jährige Anstalten, ihm den Lilienstrauß um die Ohren zu werfen.

Auch der Zeitpunkt für die Blumenspende muss passen. In Wien war ich einmal gemeinsam mit ein paar Künstlern bei einer der führenden Galeristinnen zu einem genussvollen Dinner eingeladen. Ich ging der Gastgeberin in der Küche ein bisschen zur Hand. Sie bat mich, die von einem eben eingetroffenen Gast übergebenen Blumen in eine Vase zu stecken. Und außer Hörweite vom Spender wetterte sie los: „Blumen! Die machen nichts als Arbeit. Als ob die Gastgeberin im Augenblick der Ankunft der Gäste Zeit hätte, eine passende Vase zu suchen, die Stängel einzukürzen, sie zu arrangieren und einzuwässern. Wenn überhaupt, dann schickt man sie per Boten am Vormittag!“

Damals staunte ich nicht schlecht über die kritische Einstellung der Hausfrau. Wiewohl ich ihre Argumentation verstehen konnte.

Die Vasen sind schon voll

Wenn ich eine große Einladung – für mehr als zehn Personen – gebe, tauche ich unsere Altbauwohnung in ein wahres Blütenmeer. Drei Tage vor dem Fest fahre ich zum Blumengroßmarkt, zu dem auch Privatpersonen von 7 bis 9 Uhr morgens zugelassen sind. Hier kauft man en gros, 50 Rosen ein Bund, 10 Amaryllis in einem Karton, 20 Gloriosa zu Preisen, die etwa zur Hälfte unter jenen liegen, die man im Laden für die blühende Pracht hinblättern muss.

Das klingt im ersten Augenblick sehr verführerisch, doch genau da schnappt die Falle für blutige Anfänger zu. Weil die Ware so günstig erscheint, ist die Gefahr groß, mehr Geld auszugeben, als für zwei drei, professionell gebundene, dekorative Bouquets aus einem der renommierteren Blumengeschäfte.

Daheim angekommen, stellen die Neo-Floristen dann fest, dass sie bei Weitem nicht über die nötige Vasenkapazität verfügen, um all die erworbene Pracht unterzubringen und es im heimischen Domizil jetzt aussieht wie in einer Aufbahrungshalle. Dazu kommt noch, dass Vase nicht gleich Vase ist. Die Gefäße sind wie der Rahmen für ein Bild, sie müssen passen. Manche Blumen brauchen weite Öffnungen, andere enge und auch die Höhe muss stimmen.

Sind bei mir daheim die Vasen samt der wohl arrangierten, freudebringenden, duftenden, bunten Pracht erst einmal platziert, stellt sich ob der Opulenz auch schon festliche Stimmung ein. Vorsichtshalber schreibe ich in der Einladung dazu „Bitte keine Blumen mitbringen, die Vasen sind schon voll.“

Fast alle Gäste halten sich daran. Außer Jutka; weil sie selbst so gerne Blumen einkaufen geht, ignoriert sie das Veto. Sie bringt aber auch gleich eine neue Vase mit. Und ich mache dann, wenn die Gäste gehen, wieder ein paar Vasen frei. Jede Dame kriegt nämlich von meiner Deko ein kleines Sträußchen als „give away“ mit. Da kommt Freude auf und die Einladung bleibt noch ein paar Tage länger in positiver Erinnerung.

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