Johannas Fest: Schätze für die Vorratskammer

Kürzlich versuchte ich, Platz zu machen im übervollen Bücherregal. Für mich eine noch schwierigere Übung, als Ballast aus dem Kleiderschrank abzuwerfen.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Kürzlich versuchte ich, Platz zu machen im übervollen Bücherregal. Für mich eine noch schwierigere Übung, als Ballast aus dem Kleiderschrank abzuwerfen. Von der üppig vorhandenen Managementlektüre und den Lebensratgebern trennte ich mich leichten Herzens. Bei einem gebundenen Buch aus dem BLV-Verlag blieb ich aber hängen. Schon der Schutzumschlag verriet, dass der Name dieses Werks Programm ist: „Augenschmaus & Gaumenfreude“ – Hausgemachte Vorräte zum Genießen und Verschenken, lautet der Titel neben dem Foto von einem 1-Liter-Glas mit eingelegten Paradeisern, längs halbierten Pfefferoni-Schoten und Lorbeer-Blättern.

– Jetzt zur Erntezeit das ideale Gastgeschenk für meine Freundinnen Elke und Marietta. Die beiden haben nämlich seit vergangenem Jahr ein Hochbeet im Süden Wiens angemietet. Inzwischen stapeln sich Kürbisse, Gurken, Salate, Zucchini, Karotten Okras, Radieschen, Paprika und Melanzani in ihrem Keller. In Anbetracht des Kassandraruf-artig immer häufiger prognostizierten Blackouts auch eine gute Alternative zum Tiefgefrieren. Überdies ist eine Speis’ mit schmackhaft und optisch ansprechenden Gläsern voller selbst Eingekochtem eine wahre Schatzkammer, überhaupt in Zeiten dahingaloppierender Lebensmittelpreise!

Gemeinsames Einkochen

Elke und Marietta sind nicht nur Gourmets, sondern was sie selbst hinter dem Herd hervorbringen, ist meist haubenverdächtig und immer höchst ausgefallen. Deshalb übermittle ich den beiden kein Bild eines Marmelade- oder Kompottglases.

Oded Schwartz, der Verfasser dieser 1996 erschienenen „Konservierungs-Bibel“, spannte den überreich bebilderten Bogen der Lebensmittel- Haltbarmachung von Obst, Gemüse, Kräutern bis hin zu Fisch und Fleisch. Per Whatsapp funkte ich ein Foto von eingelegten Roten Rüben mit Radieschen, der reinste Augenschmaus auch diese Kreation, und hoffte, dass den fleißigen „Urban Gardenerinnen“ das Wasser im Mund zusammenläuft. Die Übung war gelungen, als Antwort kam eine Einladung zum gemeinsamen Einkochen in Mariettas pittoreskem Häuschen an der Alten Donau. In ihrem Paradiesgarten direkt am Wasser machten wir uns ans Werk. Wir fokussierten an diesem Altweibersommertag auf Pikantes und fertigten scharfe Würzpasten, Mixed Pickles und Chutneys nach den Rezepten des in England lebenden israelischen Autors Oded Schwartz.

Während sich über uns laut kommunizierend die Schwalben zum Abflug gegen Süden formierten und unter dem Tisch Katze Rosi schnurrend um unsere Beine strich, füllten wir ein Glas nach dem anderen. Nach fünf Stunden gemeinsamer Arbeit nahmen wir mit einem Sprung in die Alte Donau Abschied vom Sommer.

Eine haltbare Erinnerung an diesen Prachttag gaben mir die großzügigen Gastgeberinnen in Form von sechs mit Augenschmaus & Gaumenfreuden gefüllten Gläsern mit. Glücklich und höchst zufrieden trat ich den Heimweg an. Mit im Gepäck führte ich je zwei Gläser Zwetschken- und Paradeiser-Chutney, ein Glas Feigen-Chutney und die selbst hergestellte scharfe Würzpaste Harissa, ein Höllending für Chili-Fans.

Die essbaren Schätze werden über den Winter zumindest mein Herz und meinen Magen wärmen, wenn wir „Gewessler-korrekt“ bei 19 Grad in unseren Wohnungen bibbern!

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