Johannas Fest: Lagerfeuer-Romantik

Es gibt Wünsche, die mir mein Mann nie erfüllen wird. Grillen in freier Natur auf der Schotterbank eines Flusses gehört dazu.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Das habe ich aus meiner Pfadfinder-Zeit in Erinnerung. Wir brauchten dazu weder Geräte noch aromatisierende Hickoryholz-Späne.

Die rangniedrigeren Mitglieder dieser Jugendorganisation wurden zur Brennstoffbeschaffung in den Wald geschickt, die Kornetten schnitzten aus saftigem Holz Spieße. Das Menü bestand aus gegrillter Knackwurst mit in der Glut gegarten Kartoffeln und einem Salat aus selbst gesammelten Wildkräutern. Fertig! In meinem verklärten sensorischen Gedächtnis hat die leicht verkohlte Knackwurst damals besser geschmeckt als heute noch so feines Steak vom Green-Egg-Grill.

Horn statt Holz

Vielleicht lag es auch an der Tafelmusik. Nach unserem „Dinner“ griff eine der jungen Damen zur Gitarre und wir sangen alberne Lieder wie etwa das selbstgetextete „Wenn der Ohrenschlüpfer kommt“ nach der Melodie von „When the Saints go Marching in“. Der Text bezog sich auf ungebetene Besucher, die nächtens in unsere Zeltlager eindrangen.

Mein Mann hat nichts mit Camping-Romantik am Hut, spielt Klavier und Wiener Horn, aber nicht Gitarre und ehe er Holz suchen geht, dreht er schon lieber an einem Schalter seines feschen Designer- Gas-Grills. Sich im Türkensitz auf einer Wolldecke niederzulassen, ist auch nicht wirklich seines.

Ich muss mir wohl einen anderen suchen, zumindest fürs Grillen wie in Pfadi-Zeiten, sonst wird das nix mehr in diesem Leben mit dem Revival der Lagerfeuer-Romantik!

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