If you're tasking me...

If you're  tasking me...
Paul Pizzera über unglaubliche Mulittaskingtalente und das Zulassen von Langeweile.

Wir essen beim Fernsehen, hören Musik beim Putzen und lesen Bücher während des Workouts am Hometrainer.

Was sind wir denn nicht für unglaubliche Multitasking-Talente? Don McLean würde sich zweifelsfrei in den Freitod stürzen, wenn er wüsste, dass man zu den Klängen von American Pie gerade die Abwasserreste aus der Klobürstenhalterung beseitigt und Ingmar Bergmann bestimmt in seinem Grab rotieren, wäre ihm bewusst, dass man während des Genusses des siebenten Siegels gierig von einer Pizza Hawaii abbeißt. Natürlich gibt es kaum etwas Schöneres, als bei heruntergelassenen Fenstern in den Sonnenuntergang zu brettern und den Refrain von Tom Petty's Free Falling lauthals mitzuschreien, aber laut Musikwissenschafter Prof. Dr. Günter Rötter der Uni Dortmund verlängert eben dieses Verhalten den Bremsweg bei 100 km/h um bis zu 15 Meter.

Vielleicht sollten wir die Dinge, die wir tun, wieder bewusster tun oder zumindest ab und an einen Gang zurückschalten? Am Heisl die Zeitung zu lesen, zählt streng genommen auch zur Mehrfachaufgabenperformanz, birgt wenig bis gar kein Risiko und ich als Autor dieser Zeilen fühle mich keineswegs in meinem Stolz gekränkt, falls das genau jetzt auf Ihre Situation zutreffen sollte.

Dass Langeweile unterm Strich ein Luxusgut ist und zu wundervollen Kollateralschäden wie Selbstreflexion oder gar Alltagsphilosophie führen kann, vergessen wir oft auf der Flucht davor, dass uns ja nicht fad wird.

Aber es gibt Hoffnung: Da in den letzten fünf Jahren mehr Menschen beim Selfiemachen verunglückt sind, als durch Haiangriffe getötet wurden, können wir wirklich froh über die Tatsache sein, dass ein Großteil der Menschen es immer noch vorzieht, beim Sex zu verhüten.

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