Holzpyjama

Die schene Leich' ist jetzt Kulturerbe.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Fast ist man verführt, zu sagen: Es lebe die schene Leich’. Die UNESCO erhob „Wissen und Praxis der heimischen Bestatter“ in den Status des immateriellen Kulturerbes. Dort steht die Bestattungstradition jetzt neben der Wiener Heurigenkultur, dem
Montafoner Dialekt oder der Tradition der Bergführer.

Und fast ist man verführt, zu sagen: erst jetzt? Das Morbide, Abgründige, Tiefschwarze, die fast freundschaftliche Beziehung zum Tod machen das österreichische, vor allem das Wiener Wesen aus. Wie hat Falco einmal sinngemäß erklärt? In Wien lassen sie dich erst hochleben, wenn du tot bist. Aber dann lebst du ewig.

An dieser Stelle fällt uns der Kabarettist Gery Seidl ein, der im österreichischen Farbfernsehen gesagt hat: „Ich bin hauptberuflich Momente-Sammler.“ Vielleicht ist das der Kern von „Wissen und Praxis“ des Lebens: Viele gute Momente sammeln bis zum Holzpyjama. Wann wird eigentlich das Leben Kulturerbe?

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