Hinten hui, vorne pfui

"Tagebuch": ÖFB-Teamchef Franco Foda hat vor dem Israel-Match in der Abwehr die Qual der Wahl.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Noch zehn Tage bis zum EM-Qualifikationsstart, bei dem Polen im Wiener Happel-Stadion mit Klassestürmern aufkreuzen wird: mit Bayern-Star Robert Lewandowski. Mit Napoli-Goalgetter Arkadiusz Milik, der soeben gegen Salzburg traf. Und mit Milans 35-Millionen-Mann Krzysztof Piatek.

ÖFB-Teamchef Franco Foda indes hat in der Abwehr die Qual der Wahl. Es stehen bereit:

Martin Hinteregger, der nach seinem Krach mit Augsburg sofort zur fixen Größe bei Eintracht Frankfurt wurde;

Maximilan Wöber, 21, der als erster Österreicher seit Didi Kühbauer, seit 19 Jahren, ein Leiberl bei einem spanischen Topklub (FC Sevilla) hat;

Philipp Lienhart (22, Freiburg), der zuletzt mehrmals von deutschen Medien ins Team der Runde geschrieben wurde;

Stefan Posch, 21, der immer öfter der Hoffenheimer Startformation angehört;

Kevin Danso, 20, der in Augsburg Hinteregger ersetzt;

und dazu die Routiniers Aleksandar Dragovic (Leverkusen) und Sebastian Prödl (Rekonvaleszent in Watford). Plus Stefan Ilsanker, der bei Leipzig oft das Abwehrzentrum verstärkt. Diese acht Legionäre berechtigen zur Feststellung, dass Österreich zum Kicker-Land der Innenverteidiger wurde. Oder drastischer formuliert: hinten hui, vorne pfui.

Seit sieben Jahren wurde kein Österreicher mehr in der österreichischen Liga Schützenkönig. Und im Ausland bevorzugen die offensiven Ballkünstler Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer die Außenbahn.

Ein klassischer zentraler Sturmtank wie Marc Janko, der noch die letzten drei Monate bei Lugano abdient, ehe er seine außergewöhnliche Karriere (155 Tore für neun Klubs in sieben Ländern) als dann 36-Jähriger ausklingen lassen wird, so einer fehlt.

„Weil im Nachwuchs falsch trainiert wird“, behauptet Andreas Herzog. Er kann sich richtig in Rage reden bei diesem Thema. Weil immer nur Ballbesitz forciert und die Kugel kreuz und quer geschoben werde. „Die Deutschen sind inzwischen draufgekommen, dass das ein Fehler ist. In Österreich wird’s wie üblich länger dauern.“ Nachsatz: Toni Polster und Hans Krankl hätten bei so einem Training resigniert.

Polster, der Trainer des Viertliga-Spitzenreiters Wiener Viktoria ist, feiert heute seinen 55. Geburtstag. Der elf Jahre ältere Krankl kommt ins Rapid-Stadion nur, wenn er als Entertainer (alias TV-Analytiker) von Sky darum gebeten wird.

Nach wie vor sind einander die Rapid-Ikone und die Rapid-Führung nicht ganz grün. Wobei Krankl das von Rapid-Trainer Kühbauer Geleistete durchaus imponiert.

Aktuell bester Rapid-Schütze ist übrigens Mario Sonnleitner, 32. Ein Innenverteidiger.

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