Andreas Herzog: "Lieber Ilsanker als Arnautovic"

Israels Teamchef über das EM-Quali-Duell mit seiner Heimat und die Vorbilder im ÖFB-Team.

Letztes Interview in Wien mit Andreas Herzog, 50, vor seiner bislang ungewöhnlichsten Aufgabe. Bis zum 24. März wird Österreichs Rekordinternationale alles versuchen, damit Österreichs Team ohne Erfolgserlebnis aus Israel heimfliegen muss.

KURIER: Was planen Sie als Israels Teamchef vor dem Start der EM-Qualifikation?

Andreas Herzog: Wir haben bei allen fünf Gegnern einen Spion.

Auch in Österreich?

Ja. Namen sage ich nicht.

Werden Sie in Salzburg oder beim Rapid-Spiel in Mattersburg heute nicht selbst zu finden sein?

Nein. Ich beobachte israelische Legionäre in Athen, danach komme ich nicht mehr heim. Zum Leidwesen unserer zwei Buben und meiner Frau, die mich im Jänner besucht hat. Wir waren in Jerusalem, an der Klagemauer.

Beklagt Sie sich nicht über den familienfeindlichen Job, oder sind Sie weniger unterwegs als in Ihrer vorherigen Funktion als US-Olympiacoach und Assistent von Teamchef Klinsmann?

Ich bin jetzt noch viel mehr weg. Ich will mit Israel was erreichen. Daher ist der Lebensmittelpunkt Tel Aviv.

Wo Sie im Herbst 2001 mit einem Freistoßtor Israels WM-Träume platzen ließen. Wurde Ihnen das verziehen?

Ich glaube schon.

Die Reaktion Ihres früheren Gegenspielers Eyal Berkovic lässt Gegenteiliges vermuten. Der Ex- England-Legionär nannte Ihre Verpflichtung als Teamchef einen Skandal. Eine österreichische Packelei, weil sich Ihr Landsmann Willi Ruttensteiner als Israels Sportdirektor für Sie stark gemacht hatte. Wie haben Sie reagiert?

Berkovic besuchte uns im Camp und ich lud ihn auf einen Kaffee ein. Er meint, dass er die Dinge nun anders sieht. Auf dem Feld haben wir einander, zumal Berkovic auch Spielmacher war, gar nicht gemocht. Berkovic betreibt einen eigenen Radiosender, ist auch TV-Analytiker. Von so einem wird beinharte Kritik erwartet. Vor allem wenn’s schlecht läuft.

Andreas Herzog: "Lieber Ilsanker als Arnautovic"

Zeit für die Familie: Andreas Herzog mit Ehefrau Kathi beim Besuch der Heiligen Stadt Jerusalem

Bisher lief’s erstaunlich gut . Israels Wirtschaftsminister Eli Cohen hat Sie anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Van der Bellen sogar als den „wichtigsten Import Österreichs“ bezeichnet.

Wirklich? Das ehrt mich sehr. Ich war zum Staatsbesuch im Februar eingeladen, nur zur gleichen Zeit in Sachen Fußball unterwegs.

Nervt die Einreise nach Israel mit den strengen Kontrollen?

In den USA war’s mühsamer . Unter einer Stunde Warterei ging dort auf Flughäfen nix. In Tel Aviv hab ich für die Kontrollen Verständnis.

Zumal Sie und Ruttensteiner schon miterlebten, wie vom Gaza-Streifen her Raketen flogen.

Der verängstigte Willi hat gerufen: Das steht aber net in meinem Vertrag (lacht).

Ruttensteiner will Israel von Weltranglistenplatz 92 unter die Top 30 bringen. Ist das realistisch?

Langfristig ja. Schließlich hat Ruttensteiner das mit seinen Strukturverbesserungen in Österreich nach Jahren auch geschafft. Aber von mir als Teamchef wird der kurzfristige Erfolg verlangt.

Salzburgs Munas Dabbur sagt, dass nun im israelischen Team eine bessere Atmosphäre herrscht. Zudem taugt ihm, dass neben ihm gleich vier weitere Araber beim Sieg gegen Albanien in der Startelf standen. Das hat es davor nie gegeben.

Mir war das anfänglich gar nicht so richtig bewusst. Weil ich nicht nach der Herkunft der Spieler, sondern auf Grund ihrer Qualitäten und taktischer Pläne aufstelle.

Wie wird Ihre Taktik gegen Österreich aussehen?

Ich bevorzuge vorne eher zwei Zentrale statt Außenstürmer, die in Israel nicht z’rückrennen. Doch ich würde lieber über die Taktik unsere ersten Gegner Slowenien und Österreich reden. Gegen beide Team wird in Haifa gespielt, in einem tollen 30.000er Stadion.

Obwohl Sie das heiße Be’er Scheva bevorzugt hätten, oder?

Dort wird das Kleinstadion zum Hexenkessel. Es gibt nur ein einziges Hotel und man braucht dorthin drei Stunden mit dem Bus. Ruttensteiner und ich wollten es den Österreichern möglichst anstrengend machen (grinst).

Auch Ex-WM-Goalie Klaus Lindenberger gehört Ihrem Betreuerteam an. Gleicht er noch immer einem Berufsjugendlichen?

Er bevorzugt zerrissene Jeans. Man merkt ihm seine 60 Jahre weder optisch noch bei der Arbeit an. Klaus stieg zum Chef der israelischen Tormann-Trainerausbildung auf. Nun hoffen wir, dass er seine Jacht nach Tel Aviv überstellen lässt.

Was muss geschehen, dass Österreichs Fußball in Zukunft nicht Schiffbruch erleidet?

Alaba und Arnautovic sind Ausnahmespieler. Doch Kinder sollten sich nicht die, sondern eher einen Laimer oder Ilsanker zum Vorbild nehmen, oder Schlager und Wolf. Die zeigen, was mit harter Arbeit möglich ist.

Ein anderer Salzburger hat es Ihnen besonders angetan?

Stefan Lainer. Ich habe zu seinem Vater gesagt: Leo, flieg lieber du als Fan nach Israel und lass deinen Buben daheim. Wahnsinn, wie viel Kilometer der Stefan an der Seitenlinie in hohem Tempo rauf und runter rennt. Der bereitet uns Kopfweh. Wie Hinteregger. Ein Superverteidiger. Der kommt in der Hierarchie gleich nach Alaba und Arnautovic.

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