Liebe Innsbrucker: Nennen Sie ihr Kind bitte nicht Jacqueline

Liebe Innsbrucker: Nennen Sie ihr Kind bitte nicht Jacqueline
Das felsige kch gehört in Innsbruck zum guten Ton. Nicht-Innsbruckern tut der Dialekt in den Ohren weh.
Christoph Geiler

Christoph Geiler

Gut, dass Sie sich diese Zeilen selbst zu Gemüte führen und sie nicht von mir vorgelesen bekommen. Sie würden sonst womöglich Gefahr laufen, auf der Stelle den nächstbesten Arzt aufsuchen zu müssen. 

Weil es in ihrem Ohr knacken, krachen und knarzen könnte, als gäbe es kein Morgen.

Seien wir ehrlich: Innsbruckerisch ist jetzt kein melodischer oder wohlklingender Dialekt. Die felsigen kch-Laute, die uns Innsbruckern so leicht über die Lippen kommen, sind so zackig wie die Nordkette und hören sich an wie eine chronische Kehlkopfentzündung. 

Auf jeden Fall ist das Innsbruckerisch ein brachialer Anschlag auf die Ohren vieler Nicht-Innsbrucker.

Weckchruf 

Es heißt ja, dass Innsbrucker Babys angeblich nicht schreien, wenn sie auf die Welt kommen. Sondern sie starten mit einem knackigen kch ins Leben. Und selbst wenn sich ein Innsbrucker gepflegter ausdrücken wollte: Man kommt gar nicht aus. Bei uns wimmelts ja nur so vor kch’s.

Das beginnt beim Namen der Stadt: Innsbruckch. Der Hausberg? Der Patscherkchofel.

Die Grundnahrungsmittel? Speckch und Kchaspresskchnedl. Der Fußballverein? Wackcker. 

Der berühmteste Witz über die Stadt? Wie sagt ein Innsbrucker zur Banane? Richtig: Banane-kchchch.

Liebe Innsbrucker: Nennen Sie ihr Kind bitte nicht Jacqueline

Wenn man weiß, wo die Ursprünge des Ur-Innsbruckerischen liegen, dann erklärt sich so einiges. In der Koatlackn am Fuß der Nordkette – Chkoatlackchn für die Einheimischen, Kotlache für den Rest – war das kch schon vor 1.000 Jahren in aller Munde.

Knackchpunkt 

Und heute? Heute fällt vielen Eltern nichts Besseres ein, als ihren Kindern neumodische Namen zu geben, die selbst den waschechtesten Innsbruckern Ohrenschmerzen bereiten. Luca & Rebecca, Marco & Jessica – natürlich alles mit Betonung auf kch - zählen zu den beliebtesten Kindernamen. Sorry: Chkindernamen.

Nichts geht aber über den Namen Jacqueline. Richtig ausgesprochen hört sich das edel und elegant an, es klingt nach Grande Dame und Frau von Welt.

Wenn aber eine Innsbrucker Mama am Spielplatz nach Chackchlin ruft, dann muss man wirklich Angst haben, dass die Nordkette Risse bekommt.

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