Ex-Punks

Das Rondell, das Café Haag und andere untrügliche Zeichen des Älterwerdens
Barbara Beer

Barbara Beer

Letztens habe ich mich darüber aufgeregt, dass Leute (ich unterstelle: junge) es bemerkenswert finden, wenn man mit über 80 vom Sterben überrascht wird. Anlass war der Tod eines prominenten 88-Jährigen, dessen Frau mit den Worten zitiert wurde, er sei „plötzlich und unerwartet“ gestorben. Ich meinte, in diesen Anführungszeichen ein gewisses Amüsement darüber zu lesen, dass die komischen Alten nicht schon längst daheim sitzen und auf den Tod warten, anstatt von ihm überrascht zu sein.

Gewiss ist es ein Zeichen des Älterwerdens, dass man anfängt, sich über (fantasierte) Befindlichkeiten von Jung und Alt aufzuregen. Wer Glück und Vernunft hat, bleibt im persönlichen Gespräch mit Menschen aller Generationen. Je nach Tagesverfassung findet man entweder alle gleich oder eigentlich eh nicht so deppert.

Woran merkt man außerdem, dass man alt wird?

Daran, dass man sich beim Katze füttern fragt, was man sonst noch machen könnte, wenn man schon da unten ist. (Stammt leider nicht von mir, kann ich aber nachvollziehen).

Das Altwerden äußert sich auch darin, dass man beharrlich an Namen festhält, die es schon lange nicht mehr gibt. Ich zum Beispiel mache mir immer noch Termine im „Café Haag“ aus. In dem Gewölbe in der Schottengasse gab’s schon vor 500 Jahren einen Gasthof für Postillons. (Da war ich noch nicht dort.) Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte es sich zu einem klassischen Wiener Kaffeehaus. (Auch noch ohne mich.)

Ich verbrachte ab Mitte der 1980er-Jahre viel Zeit dort (natürlich nur, um Hausaufgaben zu machen). Nun heißt das Haag seit Jahrzehnten nicht mehr so, aber ich kann mich nicht zum neuen Namen durchringen. Mir fällt beim Namen Rondell auch nicht die total angesagte Ausflugslocation am Cobenzl ein, sondern das einschlägige Kino in der Riemergasse, das es seit 1991 nicht mehr gibt.

Andere Leute altern schlechter. Ex-Vorzeige-Punk Johnny Rotten von den Sex Pistols etwa will zum Song Contest. Ich finde, ich bin vergleichsweise harmlos.